Ungewöhnliche Methoden im Schutz gegen den Frost
Nach einem milden Winter kam ein extrem kalter Frühling. Und damit die reflexartige Angst der Landwirte: Was geschieht mit der Ernte? Der Winter verursachte keine nennenswerten Schäden in den Wein- und Obstplantagen. Die Tiefsttemperaturen gingen niemals dauerhaft unter -5 Grad Celsius. Der bisherige Frühlingsfrost war da schon härter. Die Landwirte suchen nach Wegen, wie die Blüten der Obstbäume den Frost überstehen.
Wovon hängt es ab, ob der Frost den Knospen schadet? Wir haben den ungarndeutschen Landwirt Sándor Weppert aus Soltvadkert gefragt.
Wir hatten im März mehrere Tage lang niedrige Temperaturen und in der zweiten Hälfte des Monats auch Schnee. Das war für die Aprikose und den Pfirsich sehr schädlich. Bei den anderen Obstsorten waren die Knospen noch nicht geöffnet. Übrigens: der Schnee bedeutet einen effektiven Frostschutz! Denken wir nun an die Verunglückten in den Lawinen: Sie können unter dem Schnee relativ lange aushalten! So ist es auch mit den noch geschlossenen Knospen und Blüten. Weinstöcke, die zu früh Knospen gebildet haben, mussten vielleicht kleinere Schäden erleiden.
- Die zweite Gefahrenquelle auf die Wein- und Obsternte bedeuten die Fröste im April und Mai. Wie kann man denen vorbeugen?
Die Angst ist allgegenwertig, besonders in diesem kalten Frühling. Warum? Die Knospen springen jetzt schnell auf und die Natur will ihren Rückstand eigentlich aufholen. Deshalb sind die April- und Maifröste in der Tiefebene wirklich gefährlich. Diese kommen mit den letzten polaren Luftzügen, die die Nächte bis zum Heiligen Orbantag (Ende Mai) bis auf 0-3 Grad Celsius abkühlen können. Und so kann die ganze künftige Ernte innerhalb weniger Stunden vernichtet werden. Die schädliche Auswirkung des Frostes ist von vielen Faktoren abhängig. Maßgebend sind das Alter, die Lage und die Sorte der Wein- bzw. Obstplantagen. Ich kenne Bauern, deren Wein- oder Obstgärten entlang der Landstraße liegen. Dort wird die Luft von den Bussen und den LKW-s ständig aufwirbelt — so kann sich die Luft nicht abkühlen und die Frucht bleibt verschont.
- Wie sehen die modernen Frostschutzmöglichkeiten aus? Gibt es eine wirksame Methode an den kalten Tagen?
Man kann für größere Plantagen keine wirklich gute Lösung finden. Besonders die Nacht- und Morgenfröste Ende März waren unvermeidlich: Es waren gelieferte Fröste, also durch den Wind gebrachte. Wenn der Frost an Ort und Stelle entsteht, hat man größere Chancen, die Temperaturen um einige Grade zu erhöhen.
Einer netten Einladung folgend fuhr ich um 6 Uhr morgens am 02. April nach Imrehegy, zum Birnenfeld von Herrn Weppert. Auf seinen 10 Hektaren hat er versucht, mindestens 5 ha gegen minus 8 Grad zu schützen. Er sagte mir, dass die Kieffer-Birnen-Blüten höchstens 5-6 Grad minus vertragen, kälter aber nicht. An den ersten zwei Aprilmorgen hat er versucht diesen Bodenfrost zu vermindern.
Was ich da sah, war grandios und spektakulär! In 5-7 Meter Abständen Fackeln, Paraffinkerzen und Ölfässern. In den letzteren brannten, rauchten Sägespäne. Sie erzeugten Wärme, die die Temperatur der stehenden Luft erhöhte.
Der Gastgeber führte mich weiter, dorthin wo ein Bewässerungssystem in Betrieb war. Die dünnen Schläuche endeten in Brusthöhe in kleinen Sprinkler, die Wasser versprühten. Dies Sprühwasser hat im Sommer eine ganz andere Aufgabe. Aber jetzt bilden wir damit eine Eishülle um die Sprossen, Knospen und kleinen Blüten — erklärte Herr Weppert. Das Wasser unter den Bäumen verdunstet teilweise: daraus erfolgt auch eine Art Aufwärmung.
- Und diese Ventillatoren in den Türmen?
Will man die Luft aufwirbeln, sind diese riesengroßen „Ventilatoren“ nötig. Es reicht nämlich nicht, dass wir die Erde und die Äste begießen und bespritzen. Es ist auch eine große Unterstützung, wenn wir die oberen Luftschichten, die um einige Grad Celsius wärmer sind, nach unten drücken. Diese Propeller stammen von Drachenfliegern. Die Geräte und Türme haben wir mit meinen Freunden gebastelt.
- Sie haben da etwa 5 Methoden parallel verwendet. Lohnt es sich?
Ja, man muss immer abwägen, was rentabel ist und was nicht. Wenn ich so mindestens die Hälfte meiner Birnen retten kann und dann eine gute Ernte habe, bringt es schon etwas. Aber ich rate meinen Kollegen, diese Art Frostschutz (besonders die Kombination) nur dann zu verwenden, wenn die Plantage etwa 3 Millionen HUF Einkommen pro Hektar bringt. Unter diesem Erlös sind die Maßnahmen nicht rentabel.
Man muss wissen: Wenn im Inneren einer Stadt die Temperaturen bei Sonnenaufgang um 0 Grad Celsius liegen, sind diese in den äußeren Gebieten, besonders an den tieferen Stellen, 6-8 Grad tiefer! Auf den Ästen der Birnenbäume hingen alle 50 Metern Thermometer. Man konnte sich also ständig überzeugen, wie erfolgreich diese Schutzaktion ist. In der kältesten Stunde, um 8 Uhr zeigten diese -5 Grad Celsius. Man darf also hoffen…
Lajos Kaposzta