Eroberer oder willkommene Gäste?
Im 17. Jahrhundert schickten die ungarischen Fürsten und Großherren ihre Söhne ins Ausland um zu studieren. Hier ist eine Geschichte über den Besuch eines stolzen Vaters, Graf Georg Thurzó, beim Sohn in Wittenberg. Und so erzählt man die Sage…
Der Graf Thurzó hatte seinen Sohn nach Wittenberg geschickt, um dort fleißig zu studieren und nicht in die Kneipe zu gehen. Der brave Sohn hat auch sein Versprechen gehalten: in kurzer Zeit wurde der 17-jährige Bursche der Beste an der Universität und hat dort einen hohen Titel erworben.
Der Vater freute sich über die gute Nachricht und als stolzer Vater beschloss er, die guten Lehrer an der Uni zu Wittenberg einzuladen, um zu zeigen, wie sich die Ungarn freuen können. Die Professoren konnten aber nicht nach Ungarn kommen.
Deswegen beschloß der Graf, nach Wittenberg zu fahren und den Herrschaften dort die ungarische Gastfreundschaft zu erweisen. Er sammelte junge Mädchen und Burschen, die gut tanzen konnten und von denen einige die lateinische Sprache beherrschten. Gute Köche nahm er mit und mit seinen Landsleuten fuhr er mit vielen Kutschen und einem Menschenheer los.
Nach einigen Wochen erreichten sie die Stadt Wittenberg. Sie bauten vor der Stadt
ihre Zelte auf und eine Delegation, mit prächtig geschmückten Wagen, mit Fahnen, Trompeten und mit glänzendem Gewehr wurde zur Uni geschickt. Aber alle in der Stadt glaubten, dass die Ungarn die Stadt erobern wollten. Ängstlich haben alle
ihre Fensterläden geschlossen! Die Soldaten hatten schon den Schießbefehl bekommen, aber zuvor ist eine deutsche Delegation zu den Ungarn geschickt worden, um die Sache zu klären.
Glücklich kehrten die Deutschen zurück, als sie erfuhren, dass die bunte Truppe nur den Sohn des Grafen besuchen wollte und die Stadt zum Feiern einlädt. Beim Feiern wunderten sich die Professoren, dass die Ungarn nicht nur Fröhlichkeit in die Stadt brachten und zudem die meisten auch gut Latein sprachen. Sie feierten drei Tage lang. Die Wittenberger haben die Ungarn verabschiedet und sie in guter Erinnerung behalten.
Die protestantischen historischen Traditionen sind in der ungarischen evangelisch-lutherichen und der reformiert-kalvinistischen Kirchen bis heute stark vertreten. Es lohnt sich die Landesmuseen beider Kirchen in Budapest bzw. in Kecskemét zu besichtigen.
Lajos Káposzta