Ungarndeutscher Lehrer ausgezeichnet

„Der Lehrer ist kein Zauberkünstler, sondern ein Gärtner – und diese Gärtnerrolle gefällt mir besonders gut“

László Schindler, Stellvertretender Vorsitzender der LdU erhielt den Apáczai-Csere-János-Preis

Der Apáczai-Csere-János-Preis wird seit 1973 jedes Jahr am Tag der Pädagogen vom Bildungsminister an Lehrer, Hochschullehrer und Dozenten für herausragende Leistungen im Bereich der Bildung und Pädagogik sowie für herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der pädagogischen Praxis zugesprochen. Die feierliche Preisverleihung fand dieses Jahr am 31. Mai in der Pesther Redoute statt, mit Ansprachen von Bence Rétvári, parlamentarischer Staatssekretär des Innenministeriums und Dr. Zoltán Maruzsa, Staatssekretär für öffentliches Bildungswesen des Innenministeriums.  Dieses Jahr wurde der hochrangige Apáczai-Preis auch an László Schindler, Lehrer und stellvertretender Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, verliehen. László Schindler lebt mit seiner Familie in Band im Komitat Wesprim (Veszprém), wo er von 1990 bis 2014 Bürgermeister war, seit 1995 Mitglied der örtlichen deutschen Selbstverwaltung und seit 2014 deren Vorsitzender ist. Er ist seit 1985 Lehrer für Geschichte und Deutsch und seit 2013 Leiter einer Institutseinheit am László-Lovassy-Gymnasium in Wesprim. Seit 2002 ist er Mitglied des Bildungsausschusses und seit 2019 stellvertretender Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen.

Was bedeutet Ihre ungarndeutsche Abstammung für Sie?

Ich stamme aus einer Mischehe, aber meine Mutter lebte als Ungarin 50 Jahre lang in Band. Was ich von meiner Familie und von unserer Gemeinschaft bekommen habe, könnte ich mit den folgenden Ausdrücken charakterisieren: Zusammengehörigkeitsgefühl, Familie und Gemeinschaft, Ortsverbundenheit, Arbeitsmoral, Fleiß, Verantwortung, Hilfsbereitschaft, Ordnung um mich herum, Pflege der Werte und Traditionen.

In Band sind die Ungarndeutschen sehr aktiv – das ist auch Ihr Verdienst. Was sind Ihre wichtigsten Ziele in Ihrer Arbeit in der örtlichen deutschen Selbstverwaltung?

Die Werte zu bewahren und neue Werte zu schaffen. Wichtig ist unsere Vergangenheit zu kennen, deshalb haben wir mehrere Bücher herausgegeben: 2008 eine Monografie, ab 2014 kleinere Hefte über die Geschichte der Bildung in Band, das Christkindlspiel, die Mundart und die Lieder des Singkreises, die auf CD erschienen und auch in Buchformat notiert herausgegeben worden sind. Am wichtigsten ist aber auf diesem Gebiet der erste ungarndeutsche Lehrpfad im Komitat Wesprim, den wir 2019 in Band feierlich übergeben haben. Als Teil unserer Erinnerungskultur gedenken wir außerdem jedes Jahr der Vertreibung und der Opfer der Weltkriege.

Haben Sie sich bewusst für eine pädagogische Laufbahn entschieden?

Im Grundschulalter habe ich davon geträumt, Archäologe zu werden. Geschichte interessierte mich immer schon, das war für mich bereits damals klar. Als Kombination kamen Deutsch oder Geografie in Frage. Aber 1977 wurde die Kombination Geschichte und Geografie an der Universität nicht angeboten, deshalb habe ich Geschichte und Deutsch belegt. Ich bin heute sehr dankbar dafür, dass es so ausging. An der Uni machten wir mehrere Veranstaltungen mit Gymnasiasten, und dann hatte ich die Schönheit dieser Arbeit selbst erlebt, danach war diese Laufbahn für mich keine Frage mehr.

Sie sind seit 1983 als Pädagoge tätig. Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit?

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl mitzuerleben, wie aus Kindern Erwachsene werden. Die Tatsache, an diesem Prozess beteiligt zu sein, ist ein wichtiger Motivationsfaktor für mich. Eine Aufgabe, die Erich Kästner wie folgt charakterisierte: „Der Lehrer ist kein Zauberkünstler, sondern ein Gärtner. Er kann und wird euch hegen und pflegen. Wachsen müsst ihr selber!“ – und diese Gärtnerrolle gefällt mir besonders gut. Es kommen immer neue Generationen, neue Herausforderungen, so wird diese Arbeit nie langweilig.

Ihre Laufbahn ist sehr bewegt. Auf welche Ihrer Projekte und Erfolge sind Sie besonders stolz?

Ich bekam immer wichtige Aufgaben. Der Sprachunterricht, Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfungen, bzw. auf das Abitur. Seit 1993 läuft in der Schule der Nationalitätenunterricht. Ich bin seit der Gründung dabei. Das ist mein „viertes Kind“ neben meinen drei eigenen. Volkskunde zu unterrichten, gemeinsame Projekte, Abiturarbeiten zu schaffen, Vorbereitungen auf Wettbewerbe durchzuführen sind mir immer wichtige Ereignisse. Unter den Finalisten verschiedener Landeswettbewerbe (OKTV) sind unsere Schülerinnen und Schüler meistens zu 50% oder noch höher vertreten. Es gibt immer mehr Leute, die sich an der Arbeit der Nationalitätenselbstverwaltungen beteiligen. Worauf ich aber am meisten stolz bin, ist, dass die menschlichen Kontakte mit den Schülerinnen und Schülern, und sogar deren Eltern mit dem Abitur nicht aufhören, sondern sehr aktiv weiter existieren.

Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Wie haben Sie diesen Preis erlebt?

Es war eine große Anerkennung. Aber ich sehe, dass viele dabei mitgeholfen haben. Eben deshalb bin ich meiner Familie, meinen Kollegen, meinen Schülerinnen und Schülern, sowie auch ihren Eltern sehr dankbar, dass sie mich bei der gemeinsamen Arbeit stets unterstützten.

Welche beruflichen Pläne haben Sie für die Zukunft?

Viele Pläne – so zwei Jahre vor der Rente – habe ich nicht mehr. Ich möchte die angefangenen Projekte fortsetzen und in die besten Hände weitergeben: in der Schule den Nationalitätenklassenzug, sowie den deutschsprachigen Geschichtswettbewerb auf Landesebene. Meine Erfahrungen kann ich auch weitervermitteln. Ich muss meine eigene Webseite mit professionellen Ratschlägen für Lehrerkollegen auffrischen. Der Teil Geschichte soll aktualisiert werden, der Teil Volkskunde hochgeladen werden.

Lieber Herr Schindler, die Landesselbstverwaltung de Ungarndeutschen gratuliert Ihnen ganz herzlich zur Auszeichnung und wünscht beste Gesundheit und weiterhin viel Schaffenskraft! 

Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen

Weinwettbewerb der Ungarndeutschen