Gedenktag für die Deutschen in Ungarn
Im Jahr 2013 erklärte das ungarische Parlament den 19. Januar zum offiziellen Gedenktag für die Deportation und Vertreibung der deutschen Minderheit in Ungarn. Damit wird an den ersten Zug erinnert, der an diesem Tag im Jahr 1946 deutsche Einwohner aus Ungarn in Richtung Westen deportierte. Man darf auch nicht vergessen, dass die Deportationen in die Sowjetunion (“malenkij robot”) schon 1945 begonnen haben!
Nach der Potsdamer Konferenz
1945 beschlossen die Alliierten, die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn verbliebenen Deutschen in einer “geordneten und humanen Weise” umzusiedeln. Diese Umsiedlung sollte nach einem festgelegten Verteilungsschlüssel auf die verschiedenen Besatzungszonen Deutschlands erfolgen. Während die Umsetzung in der Tschechoslowakei und in Polen den jeweiligen Regierungen überlassen wurde, fiel sie im besiegten Ungarn unter die Verantwortung des Alliierten Kontrollkomitees (SZEB).
Debatten in Ungarn
In Ungarn führte die Frage der Vertreibung zu intensiven Diskussionen innerhalb der Koalitionsparteien und der Provisorischen Nationalregierung. Einerseits dominierte in der politischen Elite eine antideutsche Haltung, andererseits war vielen bewusst, dass die Vertreibung der deutschen Minderheit, die als fleißig und wirtschaftlich bedeutend galt, schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft hätte. Zudem bestand ein dringender Bedarf an Wohnraum für die aus anderen Regionen geflüchteten Ungarn, darunter die aus der Bácska-Region (Jugoslawien), aus der Tschechoslowakei und aus der Bukowina (Rumänien) stammenden Menschen.
Planung der Deportationen
Im August 1945 forderte der sowjetische Marschall Woroschilow als Leiter des Alliierten Kontrollkomitees die ungarische Regierung auf, die Vertreibung von 400.000 bis 450.000 Deutschen vorzubereiten. Bis November 1945 wurde eine detaillierte Liste mit 303.000 Namen erstellt. Grundlage für die Deportation war ein Gesetz, das auf dem Prinzip der kollektiven Verantwortung beruhte. Dieses bestimmte, dass alle Personen, die sich bei der Volkszählung 1941 als Deutsche oder Deutschsprachige registriert hatten, ausgewiesen werden sollten. Mitglieder nationalsozialistischer Organisationen wie des “Volksbundes” sowie Unterstützer hitlertreuer Gruppen waren ebenfalls betroffen.
Widerstand gegen die Vertreibung
Einige prominente Persönlichkeiten und Organisationen wandten sich gegen die Massendeportation. Dazu gehörten der katholische Erzbischof József Mindszenty sowie die Sozialdemokratische Partei, die insbesondere deutschstämmige Bergleute und Fabrik
Durchführung der Deportationen
Die Deportationen wurden offiziell am 11. Oktober 1949 durch einen Regierungserlass beendet. Für viele der verbliebenen Deutschen in Ungarn blieb die Situation jedoch weiterhin unsicher. Erst 2007 entschuldigte sich Katalin Szili, die damalige Präsidentin des ungarischen Parlaments, öffentlich für die Vertreibung. Heute wird an zahlreichen Orten in Ungarn der Opfer gedacht, und in den letzten Jahren wurden viele Denkmäler errichtet, um an das Leid der deutschen Minderheit zu erinnern.
Lajos Káposzta – Eva-Marie Meissner – Stefan Trendafilov
kaposztalajos@gmail.com
Und die Soldaten? – Verarbeitung der Kriegsereignisse aus ungarischer Sicht