Deutsch- und rumänischsprachige Seelsorge setzt sich fort
Hunderttausende von Deutschen
haben Siebenbürgen in den letzten Jahrzehnten verlassen. Aber immer noch gibt es deutsche Institute und deutschen Sprachunterreicht. Wo und wie?

Pfarrer Johannes Klein
hat mit seinen theologischen Studien in einem besonderen Jahr, im September 1989 in Hermannstadt begonnen. Das war in vieler Hinsicht ein Scheidejahr: er persönlich hatte in den Jugendjahren noch eine siebenbürgisch-sächsische Volkskirche erleben können. Damit gleichzeitig aber auch die Jahre der Not: das war ja noch die kommunistische Ära in Rumänien. Dann brach die Revolution im Dezember 1989 aus, als der vielversprechende Sturz der Ceausescu-Regime stattfand. Man meinte, es wäre vielversprechend. Dann geschahen aber die Demonstrationen und sogar Straßenkämpfe Neumarkt / Tirgu Mures / Marosvásárhely. Das wahre Gesicht des neuen Systems wurde klar: immer noch rumänischer Nationalismus, sogar Völkerhass von vielen Repräsentanten der rumänischen Mehrheitsbevölkerung.
Dann begann die schnelle und massenhafte Auswanderung der noch in Rumänien gebliebenen Deutschen, seien sie Siebenbürger Sachsen oder Banater Schwaben. Und innerhalb einiger Monate ließ sich die 5-6-7 Hundert jährige deutsche Kultur vernichten.

Oder?
Die Hälfte der Sachsen war schon zu Beginn meiner Studienzeit weg — erzählt Pfarrer Klein. Natürlich haben wir im Spiel auch erwogen, das Land zu verlassen. Aber sowohl meine Eltern auch als die Schwiegereltern waren der Meinung hier zu bleiben.
Ich war nie konformistisch! Ich sagte: wenn alle wegwollen, ich nicht!
- Und wie wurde der Lehrstoff dem neuen System und den neuen Herausforderungen angepasst?
Ich muss sagen, es war alles neu, und man konnte keine sofortigen, passenden Antworten auf die neue Situation finden. Aber das hat Spaß gemacht und ich bin Prediger geworden! Ich sammelte Erfahrungen in den evangelischen Kirchengemeinden, die immer zur Diaspora gehörten: Constanta und Campina. Hier fand ich viel Offenheit — und häufig (nur) Rumänisch sprechende Gemeindeglieder.

- Wo war Ihre erste Arbeitsstelle?
In Fogarasch. Der Kurator wollte mich überzeugen, zu deklarieren, dass ich 2-3 Jahre da bleibe. Aber meine Antwort war eindeutig: „ich verpflichte mich nicht!“ Ich bin seit 26 Jahren Pfarrer in Fogarasch…

- Wieviel Leute betreuen Sie?

Zu unserem Pfarramt gehören zusammen 360 Seelen und 9 Kirchen. Wir predigen mit meinen Kollegen insgesamt in 3 Kirchen regelmäßig: Fogarasch, Leblang und Seilburg.
- Wir sitzen in der Kirchenburg von Bekokten / Barcut. Hier finden seit Jahren Kinderlager Stadt. Im Juni gab es da 2 Wochen Kinderspielstadt, dann Mitte Juli die Kinderuni. Warum gerade hier? Wie ist die Geschichte dieser Initiativen?

Die sächsischen Kirchengemeinden in der Umgebung sind fast völlig entvölkert. In Bekokten lebten 1990 noch 800 Seelen, hier war auch ein evangelischer Pfarrer tätig. In Seligstadt lebte seit 1970 kein Pfarrer mehr, das war bis zum politischen Wechsel eine Filiale.

Wir begannen im Jahre 1997 Kinderfreizeiten in Seligstadt zu organisieren. Damals gab es da keine Infrastruktur: wir haben mit den Jugendlichen selbst gekocht, Holz gehackt und Wasser vom Brunnen geholt.
Mit dieser Initiative in einem ehemals siebenbürgisch-sächsischen Dorf ein europäisches Interesse erweckt. Die Zusammenarbeit mit der Johanniterhilfe, dann dem Institut für Auslandsbeziehungen (Stuttgart), der Donauschwäbischen Kulturstiftung und dem Haus des Ostens von Freizeit zu Freizeit durchgewurstelt.

Später haben sich das österreichische Auswärtige Amt, das deutsche Bundesministerium des Inneren und das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales als Förderer gesellt.
Und wie ging es weiter? Die Fotos in der Galerie lassen etwas schon ahnen…






