Ein Gespräch mit dem siebenbüsrgisch-sächsischen evangelischen Pfarrer, Dr. Johannes Klein
Fortsetzung des Artikels Ist Siebenbürgen noch deutsch? (1)
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Die mittelalterliche Kirche in Seligstadt Im Laufe der Jahre haben Sie mit Ihren Kollegen die Kinderspielstadt in Bekokten (rum. Barcut, ung. Báránykút) und Seligstadt (rum: Selistat, ung. Boldogváros) ausgebaut: Unterkünfte, Workshopsräume, Holzhäuser, Scheine für Zusammenkünfte wie auch Waschräume, Badezimmer und natürlich Küchen mit Speisesälen. Wer kommt hierher?
Im Laufe des Jahres haben wir mehrere Programmmöglichkeiten und -Angebote. So kommen z. B. Schulklassen in unser Kindermuseum, wo sie in erster Linie gut spielen können. Dann haben wir in diesen Dörfern auch die Kinderspielstädte, die von Sonntag Abend bis Samstag Morgen dauern. Die Kinderuni im Juli ist schon für „Fortgeschrittene“: Kinder zw. 9 und 13 Jahren kommen hierher um chemische und physische Experimente durchzuführen und dadurch in die Welt der Wissenschaften eingeführt werden.

- Ich bin in den Kinderlagern vielen 16-20-Jährigen, sogar Älteren begegnet. Sie arbeiteten als Helfer…

- Was für Aktivitäten bieten Sie den Kindern an?
Wir beginnen nach dem Frühstück immer mit einer „Bürgershow“. Dabei haben wir zwei nette Moderatoren, nämlich „2 Mäuse“: Pinky and the Brain. Sie sind eigentlich zwei Zeichentrickfilmfiguren, unsere gute Mitarbeiterinnen. Sie schaffen Stimmung mit guter Musik, Quiz-Spielen und Tanz. Dasselbe Programm gilt auch als Abschluss des Tages gegen 16.00 Uhr.

Zwischen 11.00 und 16.00 bieten wir die Workshop-Programme an: die Kinder sollen „arbeiten“, sie stellen die Produkte des Lagers eigenhändig her, die sie im Laufe des Tages auch verkaufen. Diese erzeugen sie z. B. in der Tischlerei, Schneiderei, Recycling-Werkstatt, Seifenbetrieb, usw. Es geht auch um Dienstleistungen: wir haben eine „Schönheitssalon“, „eine Wäscherei“ und „eine Arztpraxis“.

Aber die Lagerverwaltung muss auch funktionieren. So können sie sich — natürlich auch um einen Lohn — im beim „Bürgermeisteramt“, der „Lagerpolizei“, dem „Feuerwehr“, dem „Gericht“ und der Zeitungsredaktion zur Probe stellen. Wir modellieren das Leben in einer Stadt, die bei uns Stadt Danubius heißt.
Die Lagerwährung ist bei uns die „Seli“, aus dem Namen des naheliegenden Dorfes Seligstadt. Die Kinder erlernen dabei den Umgang mit dem eigenhändig verdienten Bargeld: in den meisten Familien zahlt man ja schon lieber mit Kreditkarte…
- Sie vertreten als Pfarrer auch die Deutsche Evangelische Kirche in Rumänien. Aber im Programm dieser Kinderlager stehen keine religiösen Elemente. Warum nicht?
Wenn ich einen Hausbesuch bei unseren Gemeindegliedern mache, spreche ich nie über Gott und Bibel. Das tun die Leute, die mich empfangen. In die Kinderlager kommen hauptsächlich Kinder aus nichtevangelischen Familien, also wir evangelisieren nicht. Hauptziele unserer Lager sind hauptsächlich gute Freizeitprogramme und Gemeinschaftsbildung.

- Womöglich in deutscher Sprache.
Ja, das ist ein Ziel, deshalb kommen hier Schüler, die Deutsch als Muttersprache oder Fremdsprache an den Schulen lernen. In diesem Sommer kamen neben rumänischen serbische, ukrainische und natürlich deutsche Kinder in unsere Lager.

– Gibt es hohes Interesse seitens der ungarndeutschen Organisationen?
Ich muss leider nein sagen. Das ist vielleicht der großen geografischen Entfernung zu verdanken. Die Teilnahmegebühren sind ja nicht hoch. Wir hoffen, dieser Artikel wird bei der Populärmachung unserer Lager halfen!
Lajos Káposzta










