Wir hören auf der Straße ein merkwürdiges Geräusch. Dann erscheint ein schwarzer Rauchnebel, darin das Fahrzeug: eine Pferdekutsche ohne Pferde! Das Fahrzeug hat 4 Gummiräder und zwei lustige Männer sitzen vorne.
Ja: das ist ein CSETTEGŐ!
Auf dem kleinkumanischen Sandboden durften die Einzelbauern in den 60-er Jahren kaum ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug besitzen. Das war ja die „Blütezeit“ des Kommunismus in Ungarn. Die Behörden waren Gegner von Privatunternehmern, die es sich herausnahmen, allein das Feld zu bestellen. Da es nur noch wenige Familien gab, die damals Pferde hielten, begann ein Soltvadkerter Schlosser, Ferenc Lehoczki, einen motorisierten „Sandläufer“ selbst zu bauen.
Auf das Metallgerüst eines Geländewagens baute er zwei Sitze, eine Ladefläche und einen Wasserpumpenmotor. Dieser war für den Antrieb verantwortlich: Vierradantrieb, einfaches Manövrieren und genug Platz für Werkzeuge, Kisten und evtl. Berieselungsanlage.
Die Idee wurde nach dem “Prototyp” aus dem Jahre 1960 durch erfinderische Automechaniker und Bauern ständig erneuert, komplettiert und weiterentwickelt. Die erfolgreichsten Jahre waren die 70-er und 80-er. Dann, nach dem Systemwechsel, wurde der Markt frei: die modernsten Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen waren nicht mehr unerreichbar… sondern einfach NUR teuer!
Nach der seltsamen Stimme des Motors wurde das Fuhrwerk „Csettegő“ genannt. Obwohl heute zahlreiche moderne Fahrzeuge mit staatlicher Unterstützung zu kaufen sind, bevorzugen noch hunderte Bauern diese vertraute, einfache Landwirtschaftsmaschine, vor allem in der Mitte des Komitats Bács-Kiskun.
Da die Heimat der Csettegő in Soltvadkert ist, wird hier jedes Jahr nach der Weinlese neben zahlreichen Kultur- und Weinprogrammen ein Csettegő-Umzug veranstaltet. Das gilt auch in den Nachbardörfern und -städten….
Lajos Káposzta