Oder die Frage, gibt es in Ungarn Weltbürger?
Josef und Esther Schäfer sitzen an einem Tisch und essen gerade. Es ist ein Gastro-Festival in Nadwar/Nemesnádudvar, in der ungarischen Tiefebene. Sie sprechen miteinander Ungarisch, aber wenn sie Gäste haben und die an sie herantreten, ist die Sprache sofort Deutsch.
Ich mache auch eine Probe!
Ich gehe hin und versuche es mit Deutsch. Ja, es ist einwandfrei. — „De beszélhetünk magyarul is“ — so die Frau (wir können aber auch ungarisch reden). Oder Französisch. Oder Englisch… Na, das ist die Minute, in der ich mich hinsetze. Wenn ich nicht störe. Prima, ich störe nicht.
Also die Lebensgeschichte des Ehepaares ist in Ungarn nicht gerade ungewöhnlich. Sie beginnen lächelnd zu erzählen, ihre Story ist typisch. Esther war Tochter eines ungarischen Vaters und einer französischen Mutter. 1956: Sie verließen die Heimat nach der misslungenen Revolution in der Hoffnung auf ein friedliches und ruhiges Leben in Westeuropa. Dann lernte Esther den schon vertriebenen Ungarndeutschen kennen, Josef Schäfer. Eheschließung, Kinder, Enkelkinder und Leben im Bayerischen Wald, in Freyung.
Dann Systemwechsel in Ungarn,
Chance zu einer Rückkehr, Hauskauf in Nemesgulács, am Nordufer des Plattensees. Wie ist das Leben dort? Schön. Aber man begegnet als Ausländer jedes Jahr mehrfach Konzeptionslosigkeit, falsche Gemeindeplanung und Betrug.
Ja, letzteres kommt immer noch häufig vor. Ergreift man das Wort oder kommt der Dialogpartner darauf, dass diese „Deutschen“ fließend Ungarisch sprechen können… Ja, dann ist es eine vollkommen andere Kommunikation und die Verhandlung beginnt von vorn. Jetzt auf Ungarisch.
Aber sonst ist Ungarn schön, wir mögen hier leben — lächeln mich beide an.
Lajos Káposzta