Altwerden in Ungarn

Und dann wird man alt und schwach!

Der originale Traum wandelt sich: wir leben dann auf dem Einzelhof oder im Landhaus nicht mehr wie ein zufriedener König, sondern wie ein verlassenes, armes Wesen. Schmerzen, Anfälle, Lustlosigkeit und Vereinsamung — das sind die Symptome einer Lebensperiode, in der man nicht mehr das leisten kann, was früher ohne Mühe leistbar war. 

Dann kommt das Sozialsystem

ins Spiel, Pfleger und Betreuer können die Rolle der fehlenden, Verwandten im Ausland übernehmen. Diese Leute sind psychologisch ausgebildet, aber haben im Allgemeinen keinen medizinischen Fachabschluss.

Häufige Fragen und Antworten – und ein Gespräch bei der Soltvadkerter Sozialstation

  • Wie nimmt man Pflege zu Hause in Anspruch?

Im Besitz einer Wohnkarte („lakcímkártya“) ist man berechtigt, eine häusliche Pflege („házi segítségnyújtás“) in Anspruch zu nehmen. Dafür sind die örtliche Selbstverwaltung und ihr Sozialdienst zuständig. Diese Dienstleistung ist für Demenzkranke  oder Menschen mit ständigem medizinischem Behandlungsbedarf erforderlich. Das sind Menschen die sich nicht mehr selbst verpflegen und versorgen können oder zur Bewältigung ihres Alltags Hilfe brauchen. Sie basiert auf staatliche und örtliche Unterstützung. Für ganz wenig Geld wird  häusliche Pflege angeboten, die auf die Werktage beschränkt ist, von 8.00 bis 17.00 Uhr. Die Pflegerin kommt vorbei, hilft, gibt Medikamente und leistet Hilfe. Allerdings nur bezüglich der Krankheit,  sie unterstützt die Heilungsprozesse, hilft, die sozialen Kontakte zu pflegen und so die Würde des Alterns zu bewahren. Personennahe Dienstleistungen wie Körperpflege und Toilettengang werden erbracht. Hauswirtschaftliche Leistungen sind nicht Bestandteil der häuslichen Pflege.

Eva-Marie Meissner (in der Mitte) mit den Leiterinnen der Soltvadkerter Sozialstation, Andrea Ritter und Klára Frank-Worm bei einer Besprechung
  • Essen auf Rädern ist auch möglich?

Ja, Tagespflege wird im Institut für alte Leute („Idősek Otthona“, „Idősek Klubja“) zur Verfügung gestellt. Die alten Menschen werden i.d.R. von zu Hause abgeholt, essen gemeinschaftlich zu Mittag und werden am Nachmittag nach Hause gebracht. Dazu muss man aber auch eine Sozialversicherungsnummer und Adressenkarte in Ungarn haben. In Ungarn kann ein Ausländer ohne weiteres Krankenkassenbeitrag zahlen, der monatlich einige Tausend HUF beträgt. Oder man muss nachweisen, dass man im Herkunftsland krankenversichert ist. Essentransport zu ermäßigtem Preis kann man lokal, bei einem zugelassenen Anbieter bestellen. Die Ermäßigung ist einkommensabhängig.

  • Wer hilft mir bei der alltäglichen Arbeit, wenn ich zu schwach werde?

Wohnt man in einem Einzelhof, dann kommt regelmäßig der Gehöftverwalter („tanyagondnok“), der sich um die Leute kümmert, die außerhalb des Ortes wohnen. Er hilft beim Personentransport und /oder beim Einkauf.

  • Wo und wie bekommen Hilfsbedürftige ihre Hilfs- und Heilmittel?

Es ist immer eine wichtige Frage, wie man Rollstuhl, Treppenlift, Gehhilfen usw. bekommt. Natürlich „auf Rezept“, mit staatlicher Förderung. Wenn dem Patienten diese Mittel entsprechen. Ihre Finanzierung ändert sich von Jahr zu Jahr.

Will man ein besseres? Oder wird der Umbau der Wohnung wegen eines schicksalhaften Falles plötzlich nötig? Die Fachärzte bzw. die Mitarbeiter der Sozialstationen haben oft genug Informationen darüber, wer in der Nähe solche gebrauchte, aber qualitativ gute Mittel zu verkaufen hat. Und es gibt auch viele Familien, wo eine Person mit Behinderung gestorben ist und sie bieten viele Instrumente und Hilfsmittel zu einem symbolhaften Preis an…

Im Internet gibt es zahlreiche Gruppen, die sich für diese Hilfeleistungen, Meinungsaustausch und Heilmittel spezialisieren.

  • Wie kommt man in Ungarn in ein Seniorenheim?

Sehr schwierig! Die Wartelisten — besonders in den staatlichen Pflegeheimen — sind riesenlang. Die Finanzierungsmöglichkeiten sind gering. In einem Altenheim bekommt man kein Einzelzimmer, sondern nur ein Bett und einen Platz im Speisesaal. Die Kosten deckt hauptsächlich die hier lebende Person, aus der Rente und dem Beitrag der Familie. Die Regierung strebt an, dass die Kinder eine finanzielle Verantwortung für die alten, vereinsamten Eltern tragen. Aber wie sich DAS realisieren wird, weiß noch niemand.

Privaten Anbieter betreiben Seniorenheime mit gehobenem Standard, bei denen man relativ schnell Wohnmöglichkeit bekommt, allerdings deren Finanzierung basiert auf das Eigenkapital, staatliche Unterstützung gibt es in diesem Fall nicht.

Lajos Káposzta – Eva-Marie Meissner
Haben Sie Fragen? 0036209466727

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