Lohn- und Rentenerhöhungen, Steuersenkungen, Unterstützung für Familien in Ungarn

Gesetze, Verordnungen und was dahinter stehen kann…

Ein Beitrag zur Mitteilung des Informationszentrums der Regierung. Kommentar: Lajos Káposzta

Lohnerhöhungen

Zum 1. Januar steigt der monatliche Mindestlohn auf 200.000 HUF und der Mindestlohn für Facharbeiter auf 260.000 HUF. Das ist eine Verdreifachung im Vergleich zum Beginn der Regierungszeit (Mai 2010).

Kommentar:

Diese Beträge gelten bei Vollzeitarbeit. Bei Teilzeit erhält man einen Anteil dieser Summen. 200.000 HUF Bruttolohn bekommen Angestellte, bei deren Tätigkeit keine mittlere Fachprüfung erforderlich ist. Facharbeiter z. B. Köche, Schlosser, Mechaniker) erhalten mindestens 260.000 HUF monatlich. Davon erhält der Arbeitnehmer etwa 66,5 % in die Hand (Netto). Der Rest wird als Einkommenssteuer und Sozialbeitrag abgeführt.

Ob Arbeitgeber eine zusätzliche Lohnerhöhung erwirtschaften können, ist branchenabhängig. Sie sind dazu gezwungen, weil die qualifizierten Arbeitskräfte immer mobiler sind. Eine Binnenmigration ist seit dem politischen Systemwechsel immer stärker zu beobachten. Die mittlere Generation zieht in die Gegend von Budapest bzw. nach Nordwestungarn. Und leider ins Ausland.

Auf den Lohn können noch Zuschläge kommen, wie für Überstunden, Wochenenddienste, Prämien und Bonus-Renditen. Sie werden mit demselben Steuersatz verrechnet wie der Grundlohn.

Steuerrechtlich günstiger ist, wenn der Arbeitgeber  Kosten der Mitarbeiter für Kinderkrippe und Kindergarten unterstützt. Z. B. 10.000 HUF pro Monat für Essensgeld in der jeweiligen Institution. Ein Arbeitgeber kann dem Arbeitnehmer je nach Anspruch und Möglichkeit zusätzlich eine Krankenversicherung mit extra Privatversorgungen (Z. B. allgemeine Untersuchung, Hautarzt, usw.), eine Rentenversicherung, Urlaubsmöglichkeiten mit Hotel und Restaurant usw. gewähren.  Diese Leistungen gehören in Ungarn in die Gehaltskategorie „Cafeteria“. Ihr Inhalt hängt von den jeweiligen staatlichen Verordnungen und der Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab. 

Bei bestimmten Arbeitnehmern werden Hausbau, Wohnungskauf, Fahrtkosten oder Teambuildingprogramme usw.  gefördert.

 Mit Lohnerhöhung gegen Auswanderung

Gehaltserhöhungen für Krankenschwestern und Ärzte werden fortgesetzt. Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Lehrer, Sozial- und Kulturarbeiter sowie Soldaten und Angehörige der Strafverfolgungsbehörden werden ebenfalls von höheren Löhnen profitieren.

Kommentar:

Das wäre schon längst erforderlich gewesen. Viele Facharbeiter, Ärzte und Krankenschwester haben Ungarn in den letzten Jahrzehnten aus finanziellen Gründen verlassen. In Soltvadkert (Komitat Bács-Kiskun) liegt das Durchschnittsalter der Hausärzte bei über 60 Jahren. Die Poliklinik ist eine der modernsten in der Gegend. In den Kindergärten der Universitätsstadt Szeged (Südungarn) herrscht seit Jahren Pädagogenmangel. Polizisten scheiden aus dem Dienst noch jung aus, denn sie können von ihrem Gehalt eine eigene Familie kaum unterhalten.

Steuersenkungen

Die Regierung wird ihre Politik der Steuersenkungen fortsetzen. Der von den Arbeitgebern zu zahlende Beitrag wird daher von 17 auf 13 Prozent gesenkt. Dies wird den Unternehmen mehr Spielraum für künftige Lohnerhöhungen geben. Darüber hinaus wird der vereinfachte Körperschaftssteuerbeitrag (ekho) gesenkt, die Kleinunternehmenssteuer reduziert und die Befreiung kleiner und mittlerer Unternehmen von der lokalen Gewerbesteuer verlängert.

Kommentar:

Auf den jeweiligen Bruttolohn muss auch der Arbeitgeber anteilig einzahlen. Das ist eine Art Sozialbeitrag, dessen Summe als Prozentsatz im Vergleich zum Bruttolohn berechnet wird. Der lag bisher bei 17 %, ab 1. Januar 2022 wird er auf 13 % vermindert.

Zusätzliche Unterstützung für ältere Bürger

Die 13. Monatsrente soll wieder eingeführt werden. Darüber hinaus werden alle Renten ab Januar um 5 Prozent erhöht.

Kommentar:

Das ist leider kein großer Trost für die Senioren! (2 Millionen Rentner, die mehr als 20 % der Gesamtbevölkerung ausmachen.) Wenn die (offizielle) Inflation im Jahre 2021 ca. 5 % war, dann kann man täglich feststellen, sie war über 10 %. Bei Baumaterialien und Benzin liegt die Teuerungsrate sogar weit höher! Und wie sollte man sich freuen, dass die Renten um 5 % erhöht wurden, wenn die Minimallöhne um 19 % stiegen? Die Einführung der 13. Monatsrente bedeutet zwar einen Schritt in die richtige Richtung aber ist keinesfalls eine Besserung der Lebenssituation von Rentnern!

… und auch für junge Bürger

Junge Menschen unter 25 Jahren zahlen jetzt keine Einkommenssteuer mehr. Die Steuererleichterung wird bis zur Höhe des durchschnittlichen Bruttoverdienstes gewährt. Eine solche Maßnahme gab es bisher nicht, und dies könnte für Hunderttausende junger Menschen durchschnittlich 40.000 Forint mehr bedeuten.

Kommentar:

Das ist zweifellos eine Hilfe für diese Generation. Viele waren / sind nur schwarz beschäftigt. (z. B. bei Handwerkern) oder sie studieren noch und haben Jobs. Es wäre auch nötig, dass die jungen Leute während ihrer Schulbildung mehr Informationen über ihre künftigen Rechte, Arbeitschancen und finanziellen Möglichkeiten bekommen.

Mehr Unterstützung für Familien

Die Familiensteuerermäßigung könnte in Kraft treten. Das bedeutet, dass Familien mit Kindern ihre im Jahr 2021 gezahlte Einkommenssteuer bis zur Höhe ihres durchschnittlichen Bruttoeinkommens zurückerhalten. Der Zuschuss für den Babygutschein wird von 6 auf 12 Tausend Forint erhöht und die Babyzulage wird weiterhin zur Verfügung stehen, ebenso wie eine breite Palette von Zuschüssen für die Wohnungseinrichtung. Außerdem wurde das bisher größte Programm für die Installation von Solarpaneelen mit erheblicher staatlicher Unterstützung aufgelegt.

Kommentar:

Zweifellos ein Volltreffer! Die beste Investition ist die Förderung des Nachwuchses — wenn dieser auf die Welt kommt. Leider ist die Geburtenrate in Ungarn niedrig — trotz der Einwanderung aus den anderen Karpatenländern.

Pandemiebekämpfung als politisches Argument?

Wie das Wohlstandsprogramm der Regierung hervorhebt, „auch im Jahr 2022 werden viele daran arbeiten, die Pandemie durch das Impfprogramm einzudämmen und gleichzeitig das Land am Laufen zu halten und zu stärken“.

Kommentar: Und – nicht zu vergessen – am 3. April 2022 finden in Ungarn Parlamentswahlen statt! Mal sehen, welche Argumente und welche Taten am effektivsten dabei mitspielen.

Lajos Káposzta — Eva-Marie Meissner

Mehr Info: 0036209466727

Und was machen die Ungarndeutschen?