Es ist immer ein wunderbares Ereignis,
wenn die Ungarndeutschen im Komitat Bács-Kiskun ihr Jahresfest zelebrieren. Es war am ersten Novembersamstag in Wikitsch/Bácsbokod auch so! Mit vollem Haus hat man da die ungarndeutsche Kultur vorgestellt und sogleich einen der aktivsten Mitarbeiter dieser Bewegung ausgezeichnet.
Im feierlichen Programm wirkten mit:
Anton Kraul Blaskapelle aus Waschkut
Tanzgruppe der Grundschule Bácska
Animato Chor aus Nadwar
Wikitsch Tanzgruppe
Nóra Andor und Noémi Bischof, Schülerinnen aus Nadwar mit einem Mundartvortrag
Réka Rácz, Schülerin aus Wikitsch mit einem ungarndeutschen Gedicht
Nach dem Kulturprogramm konnte das Dorfmuseum in Wikitsch kostenlos besichtigt werden.
Und detailliert?
Das gemeinsame Singen der ungarndeutschen Nationalhymne — ‚Seid gegrüßt ihr, deutschen Brüder‘ — war für viele, auch nichtungarische Staatsbürger, ein einmaliges Erlebnis. „Bei uns, in Deutschland wäre das unmöglich, so frei die eigene Kultur zu feiern“ — meinte eine deutsche Frau im Publikum. — „Man würde uns sofort nationalistisch, sogar: rechtsradikal nennen, wenn wir diese Lieder und Musik mitsingen und mithören würden. Deshalb sind wir einfach ausgewandert! In Ungarn fühlen wir uns als Deutsche viel freier und lockerer als in der eigenen Heimat…“
Die Grußworte
des Wikitscher Bürgermeisters, László Kovács, und die der Leiterin der deutschen Selbstverwaltung, Annamária Végh-Kanyó haben die Gastfreundschaft der örtlichen Gastgeber geschildert. Man will dort die Tradition weitergeben: deutscher Kindergarten, Dorfmuseum und Nationalitätentanzgruppe sind die Meilensteine dazu.
Dann trat Josef Manz, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Bács-Kiskun an das Mikrophon. Er gab die Punkte der neuen Strategie der Ungarndeutschen bekannt: Nationalitätenpolitik, Bildung, Kultur, Jugendarbeit und Kommunikation. Er schloss seine Gedanken mit dem Satz ab: „Wir sind ein gemeinsamer Teil der ungarischen und der deutschen Kultur.”
Im Rahmen des Kulturprogrames hat auch die Ehrung und Auszeichnung von Anna Szauter stattgefunden. Frau Szauter stammt von Nadwar, aber lebt seit Jahrzehnten in Wikitsch. Als Krankenschwester hatte sie die Gelegenheit auch die Mitbürger ungarndeutscher Abstammung kennenzulernen. Sie war mehr als 10 Jahre in der deutschen Selbstverwaltung tätig und hat einen großen Wert auf die Weitergabe der Traditionen gelegt. Wie sie in ihrer Dankrede betonte, ohne die viele Hände, die bei dieser Arbeit freiwillig geholfen haben, wäre ihre Tätigkeit gar nicht erfolgreich!
Und die Abschlussgedanken von Josef Manz:
„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers!”
Lajos Káposzta