Weinexport im Tiefflug

Nur wegen des Preises?

Marketing des ungarischen Weines ist immer noch nicht perfekt — behaupten heimische Winzer.

Weinpreise konnten durch die Produzenten 2023 zwar wesentlich erhöht werden, aber ein Aufschwung bei den Exportmengen ist jedoch noch weit entfernt – ebenso wie der Anstieg der Durchschnittspreise.

In Ungarn existieren unterschiedliche Weinkategorien: Weine mit und ohne geografische Angabe, Weine mit geschützter geografischer Angabe und die besondere Kategorie, zur der hauptsächlich die Tokajer Weinsorten gehören. Der Geschmack der Käufer ändert sich von Generation zu Generation. In den letzten Jahrzehnten hat man viel im Interesse der guten Qualität, der geschützten Brände und der sauberen Marktverhältnisse getan. Was aber die Verbrauchertrends betrifft, kann man diese nicht grenzenlos beeinflussen.

Machen wir unseren Wein populär! – Treffen von Weinritterorden

So ist der Rückgang des Weinkonsums, und dieser nicht nur landesweit, sondern ebenso auf europäischer Ebene von Bedeutung. Immer weniger Menschen trinken regelmäßig Wein. Ende der 1990-er Jahre waren 2,5 Mio Hektoliter Wein pro Jahr in Ungarn verkauft, 2022 aber nur 1,6 Mio hl. Der Weinkonsum in Ungarn war in dem gleichen Jahr etwa 18 Liter pro Person. Bei den Franzosen das Doppelte, den Italienern das Dreifache!

So kommt die Ernte in der Kellerei an. Die Weintrauben werden zerquetscht und dann gekeltert. Alles schon maschinell.

Warum und Wieso verlor das „Nationalgetränk“ so viel an Popularität? In erster Linie ist das nicht der „Zero-Toleranz“ bei der Autofahrt zu verdanken! — sagen die Forscher. Der Druck der (aromatisierten) Biersorten ist enorm hoch. Als Gegenreaktion begann man vor 10-20 Jahren Cuvée-Weinsorten zu produzieren, deren Säuren abgerundeter und der Geschmack aromareicher sind. Mit dieser Warengruppe wollte man Frauen und die jüngeren Generationen in den Kreis der Weinliebhaber einbeziehen.

Alte Kelterhäuser modernisiert: Gasthof + Weinlokal + qualitative Weine in Nadwar / Nemesnádudvar

Aber diese Frauen und die jüngere Generation halten sich in immer höheren Prozentsatz irgendwo in Westeuropa als Gastarbeiter auf. Dieser Trend ist auch in der Geburtenrate im Land ersichtlich – ein historischer Tiefpunkt mit kaum 86.000 Babys im Jahr 2023!

Die steigenden Weinpreise sind immer noch wesentlich niedriger als die österreichischen. Von den Weinen mit geschützter geografischer Angabe  wurden Weißweine von den Verarbeitern zu einem um 26 Prozent höheren Preis von 27,6 Tausend Forint pro Hektoliter verkauft, während der Preis für Rot- und Roséweine um etwa 15 Prozent auf 32,9 Tausend Forint pro Hektoliter anstieg. Trotz dieses Anstiegs erreichten die Literpreise nicht 280 bzw. 330 Forint.

“Gott soll unsere Arbeiter und Weine segnen!” – Weinbesegnung in Soltvadkert 2002. Man hat alles getan, um erfolgreich zu werden.

Der durchschnittliche inländische Verkaufspreis von Tokajer Weißweinen stieg im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um 20 % auf fast 151.000 HUF pro Hektoliter.

Insgesamt stieg der Verkaufspreis von Weinen ohne geografische Angabe und von Weinen mit geschützter geografischer Angabe um weniger als 3% auf 28,3 Tausend Forint pro Hektoliter.

Der Verkaufspreis von Weißweinen mit geschützter geografischer Angabe stieg um 2 Prozent auf 25.000 HUF pro Hektoliter, während der Verkaufspreis von Weißweinen mit geschützter geografischer Angabe um 2 Prozent auf 25.000 HUF pro Hektoliter stieg.

Rot- und Roséweine der letztgenannten Kategorie wurden auf den Exportmärkten für 27,4 Tausend HUF pro Hektoliter verkauft, 7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Reduktive Technologie: Die Gärung findet in gekühlten Behältern statt. Vor allem Rosé und weiße Sorten mögen das. Alles schon mit Computer gesteuert.

Auch die Weinpreise mit geschützter Ursprungsbezeichnung, die strengeren Vorschriften unterliegen, sind im Inland stärker gestiegen als auf den ausländischen Märkten.

Der durchschnittliche inländische Verkaufspreis von Rot- und Roséweinen der gleichen Herkunftsschutzkategorie stieg um 17 Prozent auf 59,2 Tausend Forint.

Der durchschnittliche Verkaufspreis der Weißweine aus Tokaj stieg im vergangenen Jahr um fast 11 % auf 84,4 Tausend Forint, während der durchschnittliche Verkaufspreis der Rot- und Roséweine aus Eger um 13 % auf 64,1 Tausend Forint pro Hektoliter anstieg.

Auf ständiger Marktsuche: Eine alte Kellerei in Tokaj.

Die ungarische Weinhandelsbilanz ohne Schaumwein und Perlwein war von Januar bis Oktober 2023 sowohl mengen- als auch wertmäßig positiv, sank aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mengenmäßig um 15 Prozent und wertmäßig um rund 10 Prozent.

Die Weinexporte gingen mengenmäßig um fast 17 Prozent auf 811,9 Tausend Hektoliter zurück, was durch den bescheidenen Preisanstieg nicht kompensiert werden konnte, und sanken somit auch wertmäßig um 11 Prozent auf 31,4 Milliarden Forint.

Auf Likörweine entfielen 72 % der auf dem Außenmarkt verkauften Menge, wobei die Ausfuhren im Berichtszeitraum um 15 % auf 582 Tausend Hektoliter zurückgingen. Der Versand von Flaschenweinen sank um 20 Prozent und sein Wert um 11 Prozent auf rund 17 Milliarden Forint. Ungarische Weißweine sind auf dem internationalen Markt nach wie vor am gefragtesten und machten im Berichtszeitraum 84 % der Ausfuhren aus. Im Vergleich zum Vormonat ist der Rückgang der Weinexporte ebenfalls beachtlich, denn in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres sank das Volumen der auf ausländischen Märkten verschifften Weine „nur“ um 10 Prozent, während der Wert der Exporte um 4 Prozent zurückging.

Die besten Weine sind im Keller: kommen immer noch genug Touristen, die sie trinken und kaufen wollen?

Im gleichen Zeitraum sanken die Weineinfuhren auf 47,1 Tausend Hektoliter, was einem Rückgang von fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, und zwar wie üblich fast ausschließlich in Flaschen. Der Gesamtwert der Einfuhren von Wein in Flaschen und Dosen betrug 3,6 Milliarden Forint, was einem Rückgang von 1 Prozent entspricht.

Der Vorsitzende des Nationalrats der Weingemeinschaften (HNT), János Frittmann, visioniert eine sehr negative Tendenz. Einige ungarische Weingebiete gerieten in eine katastrophale Situation. Er begründet seine Meinung mit der unrentablen Durchschnittsernte und dem schlechten Weinmarketing. „Nicht alle Weingebiete haben auf neue Technologien und moderne Sorten gewechselt. Diese Verzögerung wirkt sich sowohl auf die Kapitalstärke, als auch auf die Zukunftsperspektive dieser Branche aus. Weinberge werden aufgelassen und die Söhne berühmter Winzer wollen ihr Brot schon anderswo verdienen…“

Lajos Káposzta – Eva-Marie Meissner

Weintouren in Ungarn: 0036209466727

Weinwettbewerb der Ungarndeutschen

Eine Weinprobe virtuell