Erlebnisse einer ungarischen Gelehrtengruppe in Siebenbürgen 2
Siebenbürger Sachsen: eine mystische, mittelalterliche Welt in Siebenbürgen. Schon fast verschwunden… Oder immer noch nicht? Begleiten wir eine ungarische Gelehrtengruppe in diese märchenhafte Landschaft, wo mittelalterliche Kirchenburgen in den Dorfzentren stehen, über die noch seltsame Geschichten und Sagen in alten Büchern zu lesen sind!
Am folgenden Tag
— Sonntag — spazieren wir in der Gemeinde Keisd. Knappe 1.500 Einwohner, in der Mitte des Dorfes die imposante Wehrkirche, oberhalb, auf dem Berg eine Bauernburg z. Zt. in Renovierung. Schneebedeckte Häuser und Gassen, auch im Frühling noch. Auf dem malerischen Hauptplatz werden wir auf ein Info-Schild aufmerksam. Das Bürgermeisteramt will eine Wegweisung geben, wie die ehemals sächsischen Häuser zu renovieren sind. Man illustriert mit Fotos, was erlaubt / empfohlen wird und was nicht. Fenster, Türen, Fassaden und Tore werden als (Gegen)Beispiele gebracht. Man will das Ortsbild authentisch gestalten.
Aber nicht nur
in dieser Hinsicht hat das Bürgermeisteramt die Absicht, die alte sächsische Welt nachzuahmen. Wie der Pfarrer erklärt und sogar illustriert hat, werden auch die alten Flurnamen ausgeschildert. Vielleicht zu spät, aber lobenswert.
Wir treffen auch die hiesigen evangelischen Gemeindeglieder. Der Gottesdienst von Herrn Halmen wird von einer Handvoll Menschen besucht. Dann kommt ein kurzes Gespräch mit Kuchen und Kaffee. Ja, auf deutsche Art und Weise. Aber sie nehmen die Gemeinschaft ernst und haben Pläne. Wir besichtigen die Wehrkirche von innen und können beobachten, wie die alte Orgel in Stücke zerlegt wurde. Die Restaurierung wird Anfang Oktober abgeschlossen sein, dann halten wir am 5. Oktober 2024 die Orgelweihe — erzählt der Pfarrer begeistert. Und er führt hinzu: Alle sind herzlich eingeladen!
Nach dem leckeren Mittagessen fahren wir in die andere Filiale. Um 15.00 Uhr beginnt der Gottesdienst in Arkeden / Erked / Archita. Das ist aber eine völlig andere Gemeinde! Wir sind zwar in einem ehemals sächsischen Dorf, aber das Seklerland (ung: Székelyföld) mit einer hauptsächlich ungarischen Bevölkerung, liegt ganz nahe.
Wir halten uns also an der Sprachgrenze auf. Deshalb hat dieses Dorf eine gemischte evangelische Kirchengemeinde. Der Gottesdienst findet nicht in der Kirche statt, sondern in einem schönen Gemeinschaftsraum, in einer renovierten, gut beheizbaren Scheune. Und die verwendete Sprache ist gemischt: Deutsch und Ungarisch. Für die zweisprachige Abwicklung des Gottesdienstes sorgen zahlreiche freiwillige Helfer. Sogar einer unserer Gruppe (ein Katholik — im Geiste der Ökumene) wirkt bei der Lektion mit.
Die musikalische Begleitung
obliegt einer kleinen Kapelle. Sie sind Studenten aus Deutschland, die hier freiwilligen Dienst leisten. Mitten in Rumänien, wo man seit mindestens 800 Jahren einen alten, mittelalterlichen deutschen Dialekt spricht!
Wir müssen bald Abschied nehmen und die Heimreise antreten, aber wir zögern noch! Es ist hier wirklich eine gesegnete Ecke der Welt! Aber am folgenden Tag müssen wir alle schon in Ungarn arbeiten. Dieser Gottesdienst in Arkaden war wirklich ein würdiger Abschluss unserer Siebenbürgenreise!
Treffen wir uns mit Pfarrer Halmen am ersten Wochenende von Oktober?
Lajos Káposzta – Info und Anmeldung: 0036209466727 kaposztalajos@gmail.com