Verantwortung/slosigkeit
Vor einigen Wochen bin ich, aufgrund eines meiner vielen Wirtschaftsartikel, gebeten worden, buchhalterisch Hilfe zu leisten.
Die Antragstellerin
war eine deutsche Frau mittleren Alters. Wie sie mir, in Ihrer Korrespondenz, vorher, mitteilte, verließ sie Deutschland, mit Ihrem minderjährigen Kind, um in Ungarn – genauer gesagt, in der Großen Ungarischen Tiefebene — auf einem Einzelhof, ein neues Leben zu beginnen.
Geholfen haben wir schon oft und Hilfe leisten wir sehr gerne!
Mit einem Buchhalter „bewaffnet“ empfing ich die Dame in meinem Büro.
Es ging um eine Firma…
Zunächst einmal war es uns wichtig den Sachverhalt zu verstehen: die Frau hatte, Anfang des Jahres, auf Anraten eines „guten ungarischen Freundes“ eine GmbH (in Ungarn: Kft) gegründet. Sie ist die geschäftsführende Gesellschafterin. „Aber dann sind so viele Unannehmlichkeiten dazwischengekommen, dass ihr Leben eine andere Richtung genommen hat“, so die Aussage. Sie will diese ungarische GmbH auflösen. Aber — wie sie von ihrem bisherigen Buchhalter erfuhr — es geht nicht so einfach…
Dann begann ein interessanter Dialog
Alles hatte ganz gut begonnen — fing sie an — Ich wollte mit meinem kleinen Kind Deutschland verlassen. Es war einfach genug. „Ich wollte mein Kind hier in Ungarn aufziehen, während ich Tierschutz mache und Beratung erteile“.
- Tierschutz? Welche Art von Tierschutz?
Die Antwort: Ich rette Pferde und Hunde, die man sonst wegen ihres Alters töten will. Ungarn sind nicht tierfreundlich. Ich will diesen Tieren helfen.
- Ja, aber das kostet auch viel Geld… Und das Kind? In welchen Kindergarten geht es? Wurde es im Dorf nett empfangen?
Die Antwort: Nein, ich finde Kindergärten nicht wichtig. Wir leben, hier auf dem Hof, ganz schön zu zweit zusammen.
- Und der gute ungarische Freund?
Er hat uns betrogen und verlassen. Er hat von mir auch Geld erpresst und dann habe ich ihn weggeschickt. Er hätte auch in der GmbH eine Rolle gehabt: seine Tätigkeit — irgendwelche Beratung — wäre auch unter den Tätigkeiten gewesen.
- Mit welchen Gedanken haben Sie mich jetzt aufgesucht?
Ich will die Firma stilllegen, auflösen oder abmelden. Aber mein Ungarischer Steuerberater teilte mir mit, dass es nicht so einfach möglich sei.
- Warum? Wie wurde das begründet?
Ich müsse zuerst meine Schulden, beim Staat Ungarn, bezahlen.
- Ja, das stimmt: Sie müssen zunächst alle aufgelaufenen Steuern, Gebühren und Abgaben bezahlen, die in diesen 8-9 Monaten fällig geworden sind, sofern Sie diese nicht bereits bezahlt haben. Übrigens: wo sind Sie und Ihr Kind krankenversichert? Wo zahlen Sie Ihre Krankenversicherung? In welchem Land sind Sie Krankenkassenmitglied?
In Deutschland… ich habe eine „dauerhafte Reiseversicherung“ abgeschlossen… aber das geht Sie eigentlich nichts an…
- Das ist aber eine Preisfrage in der EU: Auch im Interesse Ihres minderjährigen Kindes.
Aber warum hat das mein bisheriger ungarischer Buchhalter nicht gemacht?
- Sie meinen: Warum hat er die fälligen Beiträge nicht überwiesen?
Eigentlich ja. Außerdem: ICH als Firmeninhaber muss auch entscheiden können, dass eine Firma pausieren kann oder endet. Das ist mein Anliegen, darum geht es.
- Es stimmt: es ist auch Ihr Anliegen die Kosten, Gebühren, Steuern, usw. an den Staat zu überweisen. Ich bin auch Unternehmer: jeden Monat überweise ich diese Gelder auf diverse Bankkonten. So funktioniert eine Firma.
Aber meine Firma war definitiv nicht solvent. Es gibt keinen Umsatz und keinen Gewinn.
- Das interessiert den Staat eigentlich gar nicht. Auflösen dürfen Sie die Firma erst dann, wenn alle Schulden (Banken, Staat, usw.,) beglichen worden sind.
Alle reden denselben Blödsinn! (Stimme stärker geworden, aber wir hörten auch bisher alles ganz gut!) Ich war auch schon in Budapest bei einem Deutsch sprechenden Anwalt. Er wollte mich auch davon überzeugen.
- Ich kann folgendes vorschlagen (wir wollten mit dem Buchhalgter sachlich und hilfsbereit sein):
- Wir gehen zu Ihrem bisherigen Buchhalter und führen mit ihm ein Gespräch. Sie hatten ja bisher auch gewisse Sprachprobleme, das kann ich ohne weiteres verstehen.
- Wenn alles passt, dann starten wir das Verfahren.
- Ihre Firma wird aufgelöst und dann sind Sie wieder frei.
- Wir werden Ihnen dann genau erklären, welche Schritte wann erfolgen müssen und was besonders wichtig ist.
- Wenn dieses Verfahren so nicht umgesetzt wird, werden Ihnen weitere Kosten entstehen, wie unter anderem:
– Strafen
– weitere Gebühren
– bis zu 3 Mio HUF – Haftung!
– Untersuchung Ihrer Lebensbedingungen
– Untersuchung der Lebensbedingungen Ihres Kindes
– Vormundschaft, Kinderschutzamt, Sozialamt
Die Reaktion darauf war, für meinen Buchhalter und für mich, erstaunlich…
Nein! Sie können Ihre Falschinformationen und Drohungen richten, an wen Sie möchten.
Ich lasse mich nicht bedrohen oder erpressen mit falschen Informationen. Dabei möchte ich klarstellen, dass nicht ich die Person bin, auf die mit dem Finger gezeigt werden sollte, sondern vielmehr diejenigen, die einen solchen Schaden im Leben anderer hinterlassen.
Ich bin nicht mehr bereit, weiterhin noch zusätzliche – unnötige – Kosten zu übernehmen, da das Ausmaß dieser ganzen Misere bereits immens ist.
Hier die fachliche Sichtweise
des Soltvadkerter Buchhalters, Csaba Dudás:
Es kommen immer mehr Westeuropäer in unser Land, die nicht real über die hiesigen Verhältnisse informiert sind. Viele wollen Unternehmer sein, aber sie wählen nicht die einfache Form eines Einzelunternehmers, sondern sie wollen sofort eine GmbH (in Ungarn: Kft) gründen. Das ist ihr Traum, ihr Wunsch, außerdem meinen viele, dass es ihr Prestige erhöht, in der „alten Heimat“.
Als Geschäftsmodell werden dann oft Tätigkeiten angestrebt, für die kein Zeugnis erforderlich ist, wie: Beratungsaufgaben, Immobilienvermittlung, Gebäudereinigung, andere ähnliche Tätigkeiten…
ABER – für diese „Geschäftsmodelle“ wird es nun immer „enger“, weil die Bedingungen für eine Genehmigung, einer derartigen Firma, immer komplexer werden und die Formulierung/Darstellung des angestrebten Geschäftsmodells immer genauer geprüft wird. Auch fordert der Ungarische Staat immer mehr Zeugnisse, hinsichtlich der Qualifikation.
Im Fall der Mutter, mit Kind, hätte sogar die Möglichkeit bestanden, staatliche Fördergelder / Hilfsgelder, zu erhalten. Voraussetzung aber: das Geschäftsmodell muss stimmig sein und das erforderliche Grundkapital muss vorhanden sein. Bei diesem „Beispiel“ aber stimmte vermutlich das wenigste…
Man muss zur Kenntnis nehmen: Unternehmen und Buchhaltungen haben ihre strengen Regeln und Vorschriften — wie im übrigen Westeuropa!
Lajos Káposzta – der Autor ist Fremdenverkehrsökonom und Dolmetscher
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