“Wir wollten dem Andenken von Otto Heinek eine ständige Präsenz verleihen”

Gedenkstätte zu Ehren des verstorbenen Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen feierlich eingeweiht

Eine Installation – bestehend aus einer dreiteiligen Statue, einer Bank und einem Rosmarinstrauch – verschönert zukünftig den Hof der Geschäftsstelle der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in Budapest.

Am 6. September wurde die zu Ehren des 2018 verstorbenen Vorsitzenden der Landesselbtsverwaltung der Ungarndeutschen (LdU), Otto Heinek angelegte Gedenkstätte im Rahmen einer bescheidenen Gedenkfeier, nur in Anwesenheit der Mitglieder der Familie Heinek und der LdU-Vollversammlung, sowie im Beisein von Mitarbeitern und Freunden des gewesenen LdU-Chefs eingeweiht. Gedenkansprache hielt die derzeitige Vorsitzende der Landesselbstverwaltung. An der Veranstaltung – für deren musikalische Umrahmung von drei Schülern des Valeria-Koch-Gymnasiums Fünfkirchen gesorgt wurde – war auch der Künstler der Skulptur anwesend.

In der Mitte eine ecce-homo-artige Männergestalt, links davon ein Schutzengel, und auf der rechten Seite eine Pflanze der Pietät: Das Standbild gestaltete der in Nadasch lebende und schaffende ungarndeutsche Bildhauer Anton Dechandt aus Weinreben, die er vor einigen Jahren von Otto Heinek persönlich für seine künstlerischen Zwecke geschenkt erhalten hat. „Otto mochte meine aus Weinstöcken angefertigten Arbeiten”, erzählte der Künstler. „Als er mich einmal besuchte, unterhielten wir uns darüber, dass mir aus diesem Material immer weniger zur Verfügung stehe. Daraufhin bot er mir an, einige Stöcke aus dem Weingarten seiner Eltern zu besorgen. Ich bekam sie auch, habe sie aber aus irgendeinem Grund jahrelang nicht verwendet – es muss wohl ein Vorgefühl gewesen sein, dass ich sie länger aufbewahren soll, weil sie etwas Besonderes sind. Als ich die tragische Todesnachricht von Otto erfuhr, fielen mir natürlich sofort diese Weinstöcke ein. Mithilfe bestimmter Personen kamen wir auf den Gedanken, aus diesen eine Gedenkplastik zu Ehren von Otto anzufertigen. Die Erschaffung dieses Werkes war für mich eine besondere Zeit mit vielen Erinnerungen. Ich bin der Hoffnung, die unsere Bekanntschaft kennzeichnende Intimität in dieses Werk mit hineingebracht zu haben, und hoffe, die Menschen durch diese Plastik zum Nachdenken und zur Erinnerung an Otto anzuregen.”

„Das Kunstwerk soll uns sagen, dass er – die Männergestalt in der Mitte der Skulptur – durch sein geistiges Erbe uns immer wie ein Schutzengel beisteht und uns dazu verpflichtet, die Pflanze – das Ungarndeutschtum –, die er sorgenvoll gepflegt hat, immer wieder neu sprießen zu lassen“, betonte in ihrer Gedenkansprache Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. „Die Bank soll symbolisieren, dass alle, die hier vorbeigehen, für einen Moment innehalten und die Aussage der Gedenkstätte verinnerlichen. Wie jedes Kunstwerk, wird auch dieses einem jeden von uns etwas anderes bedeuten, wir alle müssen seine Aussage für uns selbst formulieren, alle Deutungen sind nur aus dem Gesichtspunkt der Person, die sie ausspricht zu verstehen.

Eine Gedenktafel errichtet man, um die Erinnerung an eine Person wachzuhalten, um der Nachwelt zu zeigen, wie maßgebend sie für eine Gemeinschaft war. Wir wollten mehr: Wir wollten eine ständige Präsenz dem Andenken von Otto Heinek verleihen, wir wollten dadurch, dass wir das Werk eines ungarndeutschen Künstlers gewählt haben – das, wie gesagt, eventuell Diskussionen hervorruft – den für Otto vielleicht wichtigsten Aspekt seines Lebens betonen: Nichts soll unkritisch angenommen werden, man soll nie mit dem, was man erreicht hat, zufrieden sein: Dinge zu hinterfragen bringt Schwung in die Bestrebungen.“

Der Gedenkfeier wohnten auch Mitglieder der engen Familie bei. „Es ist herzergreifend, hier bei der Gedenkstätte meines Mannes zu sein”, formulierte Maria Vereckei-Heinek. „Ich bin mir sicher, dass ihm dieser Ort gefallen würde. Künstler Dechandt, der ihn gut kannte, schuf aus den mehr als hundert Jahre alten Weinstöcken von Ottos Großvater eine wunderbare Skulptur, die das ganze Leben, die Wurzeln, den leidenden Mann, aber auch die Hoffnung, das Leben versinnbildlicht. Herzlichen Dank für die Idee, für die in die Weinstöcke geträumten Gedanken an seine Kolleginnen und Kollegen und an all diejenigen, die dazu beigetragen haben, dass am Arbeitsplatz meines Mannes, das sein zweites Zuhause war, sein Andenken so würdig bewahrt wird. Er hat es verdient! Wer vorbeispaziert, soll sich kurz auf die Bank setzen und in aller Ruhe über ihn und das Leben nachdenken.

Otto Heinek bei einer ungarndeutschen Veranstaltung

Wenn man Glück hat, hört man Ottos tiefe Stimme und seine weisen Ratschläge, indem er einem hilft, schwere Situationen zu lösen, die innere Ruhe und den Frieden zu finden, die er bereits hat. Und wenn er jetzt diese traute Gedenkstätte sieht – und ich bin der Überzeugung, dass er sie sieht – lächelt er, ich weiß es. Herzlichen Dank!”

Auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 6. September 2018 nahm die ungarndeutsche Gemeinschaft von ihrem Vorsitzenden, langjährigen Weggefährten, Freund, Mitarbeiter, Otto Heinek Abschied. „Mit ungeheurer Energie, mit Pflichtbewusstsein, Können, Weisheit und Ausgeglichenheit bahnte er den Weg der in Ungarn lebenden deutschen Gemeinschaft“, zitierte LdU-Chefin Hock-Englender Gedanken der damaligen Abschiedszeremonie. „Unter seiner Leitung erstarkten die deutschen Selbstverwaltungen und Zivilorganisationen landesweit, gewannen die Bildungseinrichtungen an Eigenverantwortung, während seiner Amtszeit verankerte die Landesselbstverwaltung ihre Ziele in einer Strategie, und auch die Kontakte mit anderen Nationalitäten, sowie mit den deutschen Minderheiten der anderen Länder wurden intensiviert. Für seinen mühevollen Einsatz für die Nationalitäten Ungarns durfte er 1999 das Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn, 2004 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland entgegennehmen. In seiner Person vereinten sich Nationalitätenpolitiker, Fachmann und Mensch, der für uns immer da war. Begeisterter, tatkräftiger, aber auch nüchterner, strenger und kritischer Leiter – so kannten Otto alle, die im Kontakt mit ihm standen. Sein Wort zählte überall – so im Inland wie im Ausland. Inspirierende Gespräche, Weisheiten, die sich ein Leben lang einprägten, ganz viel Empathie und noch mehr Humor – wir alle, die wir Otto Heinek persönlich kannten, werden ihn so in Erinnerung behalten.“

LdU