Energiequellen in Ungarn

Haben alternative Energiequellen Realität in diesem Land?

Ungarn liegt hauptsächlich in der Tiefebene. Etwa 10 Millionen Einwohner, Wenig Braunkohle, Erdgas und Erdöl. Wie kann man die Energieversorgung lösen, wenn in der EU schon andere Energiequellen und Methoden gefördert werden.

Dieser geographischen Lage ist zu verdanken, dass es außer Kohlekraftwerke z.Zt. nur zwei Wasserkraftwerke und ein Atomkraftwerk gibt. Die Windenergie wird erst seit einigen Jahrzehnten in Westungarn zur Stromerzeugung genutzt. Aber die Zeit drängt, die Mitgliedsstaaten der EU haben sich verpflichtet, bis zum Jahr 2020 den Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtprimärenergieverbrauch auf 20% zu steigern und den EU-weiten Energieverbrauch, gemessen an den Prognosen für 2020, um 20% zu drosseln. Die ungarischen Politiker haben gute Referenzbeispiele in Westeuropa, vor allem in Deutschland, gefunden.

Auch die deutschen Bundesländer sind aktiv, so unterzeichnete der Freistaat Sachsen vor 14 Jahren eine Kooperationsvereinbarung mit der ungarischen Regierung.

Der Energieverbrauch stieg in Ungarn von Jahr zu Jahr und das belastet in erster Linie die Elektroindustrie. Obwohl die alternativen Energiequellen in gewissen, umweltbewußten Kreisen immer beliebter würden, sind Experten und Ungarn der Ansicht, dass in absehbarer Zeit die Möglichkeit eher gering ist, in diesem Land einen signifikanten Wandel bei den Energiequellen herbeizuführen.

Windenergie

Der Wind weht zu unbeständig, die Verwendung der Erdwärme sei noch in Kinderschuhen, die Solartechnologie brauchte enorm hohe Investitionen. Und wenn ja, dann taucht die Frage des „lieferbaren Stroms“ auf. Aber… die Stromleitungen und Transformatoren sind dafür nicht überall geeignet. Ein weiteres Problem scheint das Aufladen von Elektroautos zu sein. Wird das an jedem Ort möglich?

Kernenergie

In Ungarn gibt es kaum eine Bewegung gegen das Atomkraftwerk. Das einzige — und gut funktionierende! — Kernkraftwerk in Ungarn befindet sich in Paks an der Donau. Wie die Regierung feststellt, obwohl der Atommüll noch Jahrhunderte lang gelagert werden muss, sei die Kernkraftindustrie in Ungarn die Einzige, die ihren Abfall sicher entsorgt. Und das wird in Zukunft auch so bleiben.

Biomasse

Es gibt eine immer höhere Nachfrage nach Stroh, es wird von den Bauern sogar zu einem höheren Preis aufgekauft, als wenn sie es bisher für die Tierproduktion verkauft hatten. Dadurch entstehen Mehrkosten bei der Tierproduktion, die sich auch in den Fleischpreisen bemerkbar machen.


Sonnenergie

Ja, die Sonne scheint hier sehr viel… Man hat mehrere Möglichkeiten diese für Stromerzeugung zu verwenden. Der Staat und die EU gewähren mit gewissen Voraussetzungen Fördergelder den Privathaushalten. Und was passiert, wenn sie die Solarpanels auf das Dach legen und das Inverter in der Kammer in Betrieb setzen? Sie erzeugen ihre eigene Energie selbst. Mindestens in den sonnigen Monaten. Winters benötigen sie auch die zentrale Versorgung.

Was schwer zu lösen ist, ist die Weitergabe, also die Ableitung der von den Haushalten erzeugten Sonnenergie. Die Frage: Wie, zu welchem Preis und wie erstattet? Das jetzige Stromleitungssystem ist dafür nämlich nicht überall geeignet. Und jetzt kommen auch die Strom-Autos in Mode…

Wasserenergie

Die ungarischen Flüsse seien für Wasserkraftwerke nicht geeignet, sagen Fachleute. Die Gesamtkapazität der Wasserkraftwerke in Ungarn war 2015 nur noch 57 MW. Es handelte sich vor 30-35 Jahren um ein gemeinsames Wasserkraftwerk „Bős-Nagymaros“ an der Donau mit der Slowakei. Es wurde aber seitens der ungarischen Regierung gekündigt…

So bleibt neben den traditionellen Materialien, wie Kohle, Gas und Öl die Kernenergie. Letztere liefert z. Zt. bereits 40-50 % vom Stromverbrauch im Land.

Der sensible internationale Öl- und Gasmarkt beschert den Ungarn immer höhere Kosten und ist damit ein wesentliches, auch politisches Problemfeld.

Lajos Káposzta

Solarzellen auf das Hausdach mit EU-Förderung bis März 2021