Schafe, Lämmer, Ziegen
Tanya, eine der typischen Siedlungsformen in Kleinkumanien (Kiskunság) und der Batschka (Bácska). Diese Landschaften befinden sich größtenteils im Komitat Bács-Kiskun. Die Tanya als wirtschaftliche und Wohneinheit verdankt ihre Existenz der landwirtschaftlichen Konjunktur der ersten Hälfte des 20. Jh. Damals hat es sich gelohnt außerhalb der bewohnten Siedlung, direkt in der Nähe des Ackerlandes oder des Weinberges zu leben. Viele arme Familien konnten es sich finanziell nicht leisten, im Dorf zu wohnen. Jetzt sind die alten Tanyas nur etwa zu 10-20 prozentig bewohnt. Die anderen sind schon verfallen oder dienen zu Wirtschaftszwecken. D. h. die Familie lebt im Dorf und die Tanya funktioniert als Basis für Ackerbau oder Viehzucht. Wir haben kürzlich eine solche Tanya besucht, wo die Soltvadkerter Famile Molnár in großem Stil Schafe züchtet. Die Stallungen und die Scheunen befinden sich auf dem Tanyahof, zu denen auch eine moderne Werkstatt gehört. In ihr kann der Sohn, Béla Junior (35) Traktoren und andere Maschinen schnell reparieren. In den Wohngebäuden der Tanya ist das Dienstpersonal, Schäfer und ggf. Tagelöhner, untergebracht. Manchmal übernachtet auch die Familie Molnár hier, wenn man viel Arbeit mit den Tieren hat.
Wir werden durch Béla Molnár jun. durch das Anwesen geführt. Unterwegs grüßen wir den alten Hirt, der die Herde treibt. Natrülich hat er bei dieser Tätigkeit einen Helfer: den Treibhund, dessen Rasse Puli ist. Béla zeigt uns stolz seine Pferde. Es sind keine Arbeitspferde, er hat vor zwei Jahren eine Pferdekutsche gebaut. Mit diesem Gespann kann er in der Puszta und auch in der Kleinstadt Soltvadkert kutschieren. Wir gehen in einen Stall hinein, in dem Ziegen stehen. Zwischen ihnen stolpern kleine Lämmer und saugen manchmal bei den Ziegen.
Ich kaufe diese Muttertiere immer Ende August / Anfang September, erzählt uns Béla. Ihre Milch ist sehr nahrhaft, auch für Menschenkinder, und diejenigen Lämmer (ung: bárányok), die von ihren Müttern aus irgendwelchem Grund nicht ernährt werden, bringen wir zu diesen Ziegen. Ich lasse sie täglich alle 3 Stunden stillen, und nach einigen Tagen kommt es vor, dass die Ziege das Lamm annimmt.
— Was passiert, wenn die Ziege trächtig (ung: vemhes) wird?
Mit dem eigenen Zicklein (gida) gibt es kein Problem. Die Mutter nimmt es ohne weiteres an. Es kam sogar vor, dass neben einem Zicklein auch ein Lamm gestillt wurde. Wenn das Lamm ein Gewicht von 16-18 kg erreicht hat, kann es sich begrasen also selbst ernähren. Dann sind nur einige Schluck Ziegenmilch abends „als Vitaminzuschuss” erforderlich.
- Die meisten Lämmer sind bei ihren Müttern. Wie wird festgestellt, ob das Lamm zur Ziege „übersiedelt” werden muss?
Nachdem der Schaf abgelammt hat, kann man sehen, ob das Muttertier sein Lamm oder zwei Lämmer ernähren kann. Ich taste, wieviel Milch die Mutter hat, außerdem wird nach einigen Tagen sichtbar, wie die Jungen ernährt sind. Wenn die Milch nicht reicht oder die Mentalität der Mutter nicht entsprechend ist, nehme ich das Lamm weg und bringe es zu der Ziege.
— Wie lebensfähig sind die neugeborenen Lämmer (ung: bárányok)?
Die neugeborenen Lämmer stehen sofort oder einige Stunden nach der Geburt auf. Sie folgen ihrer Mutter und erkennen einander auch später am Geruch und an der Stimme. Das ist auch bei Kälbern und Fohlen so.
Lajos Káposzta
Wollen Sie eine Schafzucht, einen Schafstall aufsuchen? Gespräch mit den Hirten und Landwirten, Tierfuttern und eine kleine Arbeit warten auf Sie auf unseren Tanyahöfen in Bócsa…