Ungarn, Rumäne oder Zigeuner? Evangelisch oder katholisch? Leben sie innerhalb oder östlich von Siebenbürgen?
Immer häufiger kommt in der ungarischen Presse der Begriff „Tschango” (ung: „csángó”) vor. Er bezieht sich auf eine besondere Volksgruppe, genauer drei Volksgruppen, die ehemals, aber mehrheitlich auch heute, ungarische Muttersprachler sind. Was für Volksgruppen sind dies und wo leben sie genau?
Gehen wir von der ursprünglichen Bedeutung des siebenbürgisch-ungarischen Verbs „csángálni“ (tschangalni) aus! Wenn jemand „el-csángál“, bedeutet das bei diesem Volk „den alten Heimatort verlassen, in ein anderes Gebiet umziehen. Die Tschango-Leute sind also Aussiedler, die ihren Wohnort vor mehreren Jahrhunderten aus irgendwelchen Gründen gewechselt haben. Die Ethnographen unterscheiden drei Hauptgruppen dieser Ungarn.
Die älteste Csángó-Volksgruppe
lebt in Moldau, also östlich von den Karpaten. Sie sind vom Aussterben bedroht, die Sprache der heutigen Messe ist schon längst rumänisch, in den Schulen wird auch hauptsächlich rumänisch unterrichtet. Ihre Mundart ist aber sehr speziell und beinhaltet viele archaische Elemente.
Die berühmtesten Csángó-Siedlungen
befinden sich in den östlichen Karpaten: Gyimesfelsőlok, Gyimesközéplok und Gyimesbükk. Diese Leute sind sehr hartnäckige Ungarn, römisch-katholisch und vertreten eine besondere Tradition: ihre Musik, Mundart und Tracht haben einen hohen Stellenwert in der ungarischen Ethnographie.
Dir dritte Gruppe heißt „Hétfalusi Csángók“,
also die „Tschangos aus Siebendorf“ (Rum: Secele). Sie waren ehemals Knechte oder Leibeigene der hier lebenden Sachsen (ganz nahe liegt Kronstadt, rum. Brasov). Deshalb wurden sie infolge der Reformation evangelisch. Ihre Mundart, Tänze und Tracht widerspiegeln die Symbiose von Ungarn, Rumänen und Sachsen (Deutschen).
Dieser Landstrich heißt „Burzenland“ und ist ethnographisch und kulturell wirklich eine Reise wert
In vielen ungarischen Städten von Siebenbürgen werden direkt Wohnheime für Tschango-Kinder errichtet, damit sie sich dort einige Jahre gemeinsam die ungarische Literatur, Rechtschreibung und Geschichte aneignen. So werden die alte Sprache und Tradition hoffentlich nicht aussterben.
Lajos Káposzta – Eva-Marie Meißner