Ein ehemaliger Jugoslawiendeutscher mit Volksbräuchen und Satiren

Der Bauernhof inmitten von Satiren und Ethnographie

— inmitten der großen Puszta. So lebte das Ehepaar Gerescher, Konrad und Maria, in einer Tanya in Kömpöc, nahe Kiskunmajsa. Herr Gerescher war Autor von mehreren ethnographischen Studien und Büchern, er war in germanistischen Kreisen bekannt. Aus seinen Werken haben wir schon mehrmals zitiert, wenn wir über altes Brauchtum schrieben. Sein Buch, der „Batschkaer Ahnenspiegel“ ist ein wichtiges Nachschlagewerk an der Universität in Szeged geworden.

Konrad Gerescher

Er erzählt den eigenen Lebensweg:

„Meine Geschichte ist insofern ungewöhnlich, dass ich als Bundesdeutscher schon in der sozialistischen Zeit, also vor 1990 hierher gefunden habe. Geboren bin ich Backi Breg, ungarisch Béreg. Dieses Dorf liegt in der Batschka, in Serbien, an der ungarischen Grenze in der Nähe von Hercegszántó, südlich von Baja. Nach dem ersten Weltkrieg kam das Dorf zu Jugoslawien. Der ungarische Staat hatte es beim Friedensvertrag mit einigen anderen Siedlungen gegen andere Gebiete ausgetauscht, weil hier wenige Ungarn lebten.

Nach dem 2. Weltkrieg mussten die Batschkaer Deutschen viel leiden, sie gerieten in die Lager von Tito, in denen Zehntausende starben. Mein Vater ist auch so ums Leben gekommen. Einige Jahre später konnte ich Jugoslawien verlassen. Ich lebte im Stuttgarter Raum, in Freiberg beim Neckar weiter. Ich arbeitete als Maschinenbauingenieur. Dann habe ich im Budapester Nationalmuseum meine jetzige, ungarische Frau, Maria Molnár kennengelernt.

Als ich mein 60. Lebensjahr vollendete, konnte ich mich endgültig in der Ethnographie entfalten. Damals dachte ich, ich nehme meine ungarische Frau nach Deutschland mit. Aber — wie ich es später formuliert habe — mein Puszta-Schmetterling ließ ihre Flügel traurig hängen. Wir haben dann die Tanya der Großmutter meiner Frau in Kömpöc übernommen. Hier kann sie ihre künstlerische Tätigkeit frei entfalten. Ich kann hier auch ruhig arbeiten, ich verfasse ethnografische Studien.“

Sie erschienen bereits über seine Ahnen, sein ehemaliges Dorf. Daneben schrieb er aber auch über die jetzige ungarische Situation. Weil sich das auch hier, zwischen Donau und Theiss, abspielt. Im Visier standen bei ihm und seiner Frau auch aktuelle Strömungen / Konflikte in Ungarn wie Juden und Christen, Nationalitäten und Ungarn (also Madjaren). Zu den Minderheitenselbstverwaltungen in Ungarn hatten sie gemischte Gefühle. Besonders zu den „Ungarndeutschen”, weil sie in diese Kreise einen größeren Einblick hatten.

Besucht wurde das Ehepaar Gerescher regelmäßig. Journalisten, Freunde und Universitätsgruppen kamen häufig, um die einzigartige „Promenadenstraße“ zu diesem Bauernhof mit eigenen Augen zu sehen. Konrad Gerescher starb im Alter von 77 Jahren, im Jahr 2011.

Lajos Káposzta

Aus seinen Studien