Osterfeste – damals, in der Batschka

Liebe Leser, Sie kennen vielleicht die ethnographischen Studien des ungarndeutschen Konrad Gerescher. Er ist in Breg/Béreg/Backi Breg in der Woiwodina (Batschka) geboren und lebte bis zu seinem Tod 2011 in Ungarn, in Kömpöc. Jetzt veröffentlichen wir seine Erinnerungen an die Osterzeit.

Am Palmsonntag,

dem Sonntag vor Ostern, brachte man frische Weidenruten (Weidenkätzchen) in die Frühmesse und ließ sie so weihen. Danach kamen sie in ein Dunstglas mit Wasser, wo sie nach einigen Tagen Palmkätzchen bekamen. Der Gründonnerstag war zweigeteilt, zuerst feierte man ihn als Bitte um eine bessere Ernte und schüttelte so fest wie möglich alle Gartenblumen, dann, am Nachmittag ließ man das Feuer im Sparherd ausgehen, wegen des traurigen Ereignisses, das er der Christenheit brachte. Gegen Abend hieß es, dass die Glocken nach Rom geflogen sind und man begann an ihrer Stelle, zum Vesper- und Abendläuten, mit einer Holzklapper zu klappern. Inzwischen war das Feuer in allen Öfen ausgegangen.

Holzklapper in der batschkadeutschen Siedlung Parabutsch / Gakovo

Karfreitag und Karsamstag

Karfreitag war der erste große Osterfeiertag, an dem man in das stille Hochamt ging. Der Priester las in Schwarz die Hl. Messe und alle Kruzifixe waren mit schwarzen Tüchern verhangen. Außer der Hostie und ein wenig Trockenbrot, Einbrennsuppe und Trinkwasser nahm man an diesem Tag nichts zu sich. Es herrschte strenges Arbeitsverbot, von dem nur das lebenswichtige Tränken des Viehs ausgenommen war.

Am Karsamstag, so gegen Mittag, zündete man das Feuer im Sparherd wieder an und begann das erste geräucherte Schinkenfleisch des Jahres mit Eiern in der Schale zu kochen. Die Eier bekamen von der mitgekochten Zwiebel eine braune Farbe. Nachmittags kamen die Glocken aus Rom zurück. Wer das sehen wollte, ging zum Warten in die Kirche und plötzlich waren sie da und begannen zu läuten. Nach der Vespermesse ging man heim und aß von dem gekochten Schinken.

Ostern

Ostersonntag war daheim der größte Feiertag im Kirchenjahr. Schon in der Frühe kam viel Frühstück auf den Tisch, gefärbte Eier, Schinken und Würste, soviel wie man nur wollte. Man betete aber vor dem Essen mehr als sonst und segnete so die Speisen. Jeder Gottesdienst war gestopft voll mit Gläubigen und es gab mindestens zwei Messen und eine Vesper. Unser Pfarrer hatte einmal – bekannterweise – zum Mittagessen ein ganzes Lamm gebraten und bewirtete damit zwei Pfarrkollegen. Am Nachmittag gingen alle drei hinaus auf das Feld, zu einem ausgedehnten Spaziergang, der, wie es hieß, an den Emausgang des auferstandenen Jesus erinnern sollte. Die jungen Bauern ritten gern den gleichen Weg mit herausgeputzten Pferden. Wir Kinder wünschten den Erwachsenen in der Familie und den nahen Verwandten „Frohe Ostern“ und bekamen dafür Geld und gefärbte Eier.

  Zu Ostern brachte man die vielleicht vernachlässigten Gräber in Ordnung. Auf dem Friedhof musste auch Ordnung sein! (Deutsche Grabsteine auf dem katholischen Friedhof in Parabutsch – Batschka)

Am Ostermontag besuchten sich die Verwandten gegenseitig und man aß und trank viel zusammen. Kinder flochten sich eine dicke Peitsche (Korbatsch) aus Hanfschnur (Spagat) und Raffifäden (importiertes Schilfgewächs) und taten so, als wollten sie die Erwachsenen und Besucher damit schlagen. Die Ungarischen Burschen und Männer bespritzten alle erreichbaren Mädchen und Frauen mit Brunnenwasser oder Kölnisch Wasser – was sie heute noch begeistert tun – und bekamen dafür Eier oder einen Spritzer Wein; eingeladen zur Einkehr und Essen von Kuchen oder mehr wurden – und werden – nur Verehrer.

Gleich nach Ostern war Weißer Sonntag. Manche feierten ihn als kleine Ostern und alle gingen schön gekleidet zur Kirche. Für die Raitzen – Schokatzen und Bunjewatzen (katholische Südslawen) – war es ein großer Feiertag.

Über das Leben von Konrad Gerescher