Im Rahmen eines Förderprojekts lernen örtliche Schulkinder musizieren
Die Zahl der Grundschulkinder in Wemend, die der traditionellen ungarndeutschen Blasmusik täglich begegnen, ist auf fast zwei Dutzend gestiegen. Seit 2018 nimmt nämlich die hiesige deutsche Nationalitätenselbstverwaltung jedes Jahr erfolgreich an der Ausschreibung des Csoóri-Sándor-Fonds für Volksmusikbildung teil. Ermutigt durch den Erfolg des Programms, das vor drei Jahren mit 12 Kindern begann, haben sich der Initiative weitere Teilnehmer angeschlossen, die den Nachwuchs der in diesem Jahr 35 Jahre alten Blaskapelle sichern sollen.
„Wir unterrichten ungarndeutsche Musik, somit können unsere Schülerinnen und Schüler vor allem Blech- und Holzblasinstrumente sowie Akkordeon wählen”, sagt Tamás Hergert. Der Vorsitzende der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung von Wemend, der die Bewerbungen für das Programm schreibt und verwaltet, ist selbst seit seiner Kindheit Mitglied der renommierten örtlichen Blaskapelle. Das Ensemble wurde von dem landesweit bekannten Musikpädagogen Michael Gász gegründet und im Jahr 2001 von János Hahn übernommen. Die Zahl der neuen Mitglieder ist aber von Jahr zu Jahr gesunken, was auch daran liegt, dass viele der Musiker im Ausland tätig sind”, so Tamás Hergert. Zudem sei nicht nur die Blaskapelle, sondern auch die eng mit ihr zusammenarbeitende deutsche Tanzgruppe, die oft aus denselben Mitgliedern besteht, immer kleiner geworden. Die 2018 aufgetauchte Bewerbungsmöglichkeit scheine dieses Problem zu lösen.
„Bei den Anfängen waren wir uns sicher, dass die mehr oder weniger immer noch aktiven Musiker-Eltern die Gelegenheit nutzen und ihre Kinder zum Musikunterricht anmelden würden, da sie bereits direkt erlebt haben, was alles ein Kind von der Musikerziehung profitieren kann”, formuliert Vorsitzender Hergert. „József Apaczeller, Chorleiter und pensionierter Direktor der Musikschule in Petschwar hat anfangs die Aufgabe übernommen, die Kinder zu unterrichten. Nach der traditionellen Methode brachte er den Kleinen zuerst das Flötenspiel bei, um die Grundlagen der Musik zu erlernen, und dann, als sie im Notenlesen weit fortgeschritten waren, konnten sie ein Instrument wählen. Wir versuchen, die Musikinstrumente aus dem eigenen Bestand unserer Blaskapelle zu besorgen, einige jedoch, sowie auch das notwendige Zubehör wurden durch Fördergelder zur Verfügung gestellt. Dank der allmählichen Erfolge ist die Zahl der Schüler jedes Jahr gestiegen. Unserem Projekt schlossen sich mittlerweile auch neue Musiklehrer – Mariann Kerner, Miklós Csajághy und Henriett Réger, die József Apaczeller ersetzt hat – an. Selbst die Corona-Pandemie hinderte uns nicht richtig: Der Unterricht im Online-Bereich reichte aus, um das Niveau zu halten und sogar einige Fortschritte zu machen. Das dritte Schuljahr absolvierten schließlich 23 Kinder.“
“Ich halte es für sehr wichtig, dass unsere Kinder die Musik und die Freude am Musizieren kennenlernen”, meint Etele Horváth, dessen zwei Töchter am Programm teilnehmen: „Panka spielt Akkordeon und Zselyke Klarinette. Erst vor einigen Jahren haben uns meine Eltern die Möglichkeit gegeben, Musik zu lernen – zuerst in Wemend, später in Petschwar. Ich weiß, dass es sie eine Menge Zeit und Geld kostete, mir und meinem Bruder die Möglichkeit zu geben, ein Instrument zu lernen. Ich selbst habe von der Musik viel bekommen: Freunde, viel Spaß und eine gute Gemeinschaft, deshalb bin ich froh, dass auch unsere Kinder nun mit Unterstützung der deutschen Selbstverwaltung von Wemend diese Möglichkeit bekommen können.“
Neben der prinzipiellen Unterstützung der Eltern ist jedoch seit einiger Zeit auch ihr bescheidener finanzieller Beitrag erforderlich, wobei auch die lokale und die deutsche Selbstverwaltung des Dorfes, sowie auch die deutsche Nationalitätenselbstverwaltung von Feked mithelfen, und man bekam sogar eine Zusage von der deutschen Selbstverwaltung des benachbarten Boschok (viele Kinder aus diesen beiden Gemeinden besuchen die Schule in Wemend). Man erwarte, dass ab September bis zu 30 Kinder an der Musikausbildung teilnehmen werden. In Wemend wurde übrigens auch der Musikunterricht für Roma neu organisiert; die Gemeinde ist stolz darauf, dass auch daran viele teilnehmen.
„Musik ist eine gemeinsame Sprache, die jeder auf der Welt versteht. Eine Sprache, durch die man jenseits von Worten kommunizieren kann, und die dennoch vielfältig genug ist, um Emotionen von Individuen und Gemeinschaften auszudrücken“, sagt Bürgermeister Zoltán Szalonna. „Für diejenigen in unserer Gemeinde, die die Kunst dieser Sprache beherrschen, werden sich Welten öffnen; wir hoffen, dass viele von ihnen schließlich um viele Erlebnisse reicher nach in ihr Heimatdorf zurückkehren werden. Die musikalische Bildung ist der Schlüssel für das Überleben unserer Gemeinde und unserer Gemeinschaft. Sie bringt Farbe in den Alltag und bringt die Menschen zusammen. Diese Arbeit erfordert unermessliche Hingabe, darum möchte ich mich bei Eltern, Lehrern, der deutschen Selbstverwaltung, bei Tamás Hergert und nicht zuletzt bei den kleinen Musikern für ihren Einsatz für unsere Gemeinschaft bedanken.“
Die Verantwortlichen des Branauer Dorfes und der dort lebenden deutschen Gemeinschaft haben auch viele weitere Pläne für die Zukunft, von denen einige bereits in konkrete Projekte umgesetzt wurden: Ein altes Bauernhaus im Zentrum des Dorfes wurde renoviert. Darüber hinaus, dass es als Ort für Blaskapellenproben und den Musikunterricht dient, wird es schon bald auch eine äußerst reichhaltige Sammlung authentischer ungarndeutscher Noten beherbergen, die übrigens bereits digitalisiert worden sind.
LdU-Pressemitteilung