Gartenarbeit — ein Neuanfang im Leben von deutschen Zuwanderern 1

Neues Leben – Neuer Garten

Viele neue Ansiedler kommen nach Ungarn, um hier ein neues Leben zu beginnen. Dazu gehören unter anderem der eigene Garten und eigenhändig hergestellte Lebensmittel für Familie und Freunde.

Mareike und Christian Niesen leben seit 2 Jahren in Ungarn, auf einem Bauernhof (Ung. Tanya) bei Ruzsa, Südungarn. 2023 war das zweite Jahr, in dem sie ihre Fähigkeiten und Talent, wie sie ihr eigenes Gemüse und Obst anbauen können, erprobten.

  • Mareike, woher kommst Du und was für Beziehungen hattest Du in deinem vorherigen Leben zur Landwirtschaft und zum Gartenbau?

Ich komme aus Deutschland, aus dem Bundesland Hessen. Ich hatte eigentlich nur in Kindheitstagen mit meiner Mutter Bezug zu einem Garten, dann stieg ich ins Berufsleben ein, meine Mutter war auch berufstätig, also haben wir mit dem Garten aufgehört.

Es ist noch einiges in meinem Gedächtnis verankert. Andere Ausländer sind schon lange hier, von ihnen bekomme ich Ideen und natürlich hole ich mir aus dem Internet auch Anregungen.

  • Wie war der Anfang hier?

Christian übernimmt das Wort: Ich habe schon längst gehofft, in die Gartenarbeit einzusteigen und auszuprobieren, was hier an Gemüse wächst, was nicht gelingt und was geradezu explodiert. D. h. wir sind in Südungarn, mit viel Sonne, also das muss eigentlich für unseren Gemüsegarten günstig sein!

Wir haben 2022 klein mit dem Garten begonnen

Erdbeeren und Rhabarber waren schon von vorherigem Besitzer da, und dann kamen Tomaten, Mangold, Spinat, Kohlrabi, Blumenkohl, Rotkohl, Weißkohl… Was wir noch probiert haben, waren Bohnen, Kürbisse, Okraschoten. Letzteres ist aber — ich glaube — in Ungarn nicht bekannt. Das ist ein äthiopisches Gemüse, es sieht so ähnlich wie eine Paprika — Spitzpaprika bei euch aus, aber ist dünner und fester. Aber das ist leider nicht so gut gewachsen. Spinat und Mangold sind sehr gut gewachsen. Erbsen hatte ich auch, dieses Jahr aber mit weniger Erfolg. Im Internet las ich darüber, dass Gurken dieses Jahr leider nicht gut gewachsen sind.

Über Okraschoten mehr HIER

Mareike: Zwiebel haben wir noch gesteckt und auch Knoblauch. Rote Beete waren auch sehr gut. Was aber nicht gelungen ist, waren Rot- und Weißkohl sowie Blumenkohl.

Ich habe dann auch Brokkoli probiert, der ist nichts geworden, schöne Pflanzen aber keine Frucht. Ebenso der Rotkohl: schöne Blätter, aber keine Frucht. Als der Weißkohl wuchs, meinte ich, na, das wird uns gelingen. Bis zu der Ernte! Und was haben wir erlebt? Voller Würmer, schöne Köpfe, aber innen angefressen und verfault.

Also, Weißkohlköpfchen konnte ich nur einige retten und sie verwerten. Aber ich gebe nicht auf, nächstes Jahr wird ein anderer Standort gesucht. Man muss immer verschiedene Standorte im Garten ausprobieren. Oh ja, Radieschen fehlten mir noch, ich habe es probiert,

  • Und auch sie waren voller Würmer…

Mareike: Genau, letztes und dieses Jahr haben wir auch Ärger mit Würmern, na ich gebe nicht auf…

  • Man kann Bodendesinfizierungsmittel im Gazdabolt also Agrarladen kaufen. Das bietet in den größeren Radieschen-Gärtnereien die beste Lösung!

Mareike: Ich möchte keine künstlichen Dünger verwenden. Mein Garten ist ohne Chemikalien, dann haben wir eben keine Radieschen dieses Jahr gegessen…

Aber gegen Parasiten

und Krankheitserregern muss man natürlich kämpfen was wir auch tun. Es wird nur mit Mist gedüngt, und mit effektiven Mikroorganismen gearbeitet. Z.B: mit Jauche von Brennnesseln und Rhabarberblättern. Die Beete werden im Winter mit Mist abgedeckt, darüber eine Schicht Laub- und Grasschnitt. Diese werden im Frühling umgegraben.

Christian: Wir machen auch Kompost. Wenn wir Mist bekommen, wird der auch kompostiert. Er stammt von Schafen, Pferden und Hühnern. Wir achten immer wieder darauf, dass diese Tiere gut gefüttert werden. Also wenn sie Zusatzfutter bekommen, mit Spuren von Antibiotika und anderen Chemikalien, beeinflusst das auch die Qualität des Düngers. Außerdem nutzen wir die natürlichen Düfte von Lavendel und Tagetes gegen Schädlinge wie Nematoden (Fadenwürmer), Weiße Fliegen usw.

  • Als ich im Sommer da war, erhielt ich eine lange Führung durch den Garten. Damals gediehen ganz neue Obstsorten…

Christian: 2023 wurden Himbeere, Johannisbeere, Stachelbeeren und Brombeere gepflanzt. Für nächstes Jahr mal gucken, was sie bringen. Heuer haben wir schon ein paar frische Früchte gefunden…

  • Wie sind die Beete angelegt? Ganz unten oder erhöht?

Mareike: Beides. Die Hochbeete sind die Abtrennung zwischen Nutzgarten und Rasen. Darin gedeihen Erdbeeren, Rosmarin, Knoblauch, Zwiebel, Pfefferminze, Schnittlauch, Petersilie usw.

  • Man ist auf einem Bauernhof nie allein — wenn man gute Kontakte zu den Nachbarn hat. Außerdem bietet das Internet immer neue Kontakte mit „Fachleuten des Gemüsegartens“.

Mareike: Von unserem Nachbarn, Josef, können wir vieles abgucken. Bei ihm wachsen z. B. riesengroße Weiß- und Rotkohlköpfe. Die Bewässerung ist hier auch eine besondere Kunst!

Internet?

Was wir im Internet sehen ist meist nur für Deutschland ausgelegt. In Ungarn treffen diese Einschätzungen nicht immer zu. Anders sind die Bodenverhältnisse, das Klima und auch der Niederschlag. Innerhalb des Landes gibt es auch Unterschiede: westlich von der Donau gibt es viel mehr Regen im Sommer als östlich.

Christian: Es schien eine gute Idee zu sein, dass wir Melonenanbau ausprobieren! Doch es sollte anders kommen. Wir haben hybride Samen geschenkt bekommen. Das heißt, du sähst den Samen und wartest auf die schönen Melonen mit guter Frucht… Du bekommst optisch eine schöne Frucht. Sie waren innen grün wie bei unreifen Melonen. Diese Stücke waren wirklich ungenießbarer Schrott.

Es wird nichts weggeworfen. Verdorbenes Obst und Gemüse uns sonstige Gartenabfälle werden an unsere Tiere verfüttert.

Wir wünschen unseren Neubürgern viel Spaß und Erfolg bei der Gartenarbeit!

Info: 0036707912476, 00491727066613

Lajos Káposzta

Teil 2