„Tradition muss nicht gepflegt werden, denn sie ist nicht krank. Sie ist nicht zu bewahren, weil sie keine Gefangene ist. Unsere Traditionen können nur bewahrt werden, wenn wir sie leben!“
(Ferenc Sebő, Volksmusikforscher)
Also, kochen wir schwäbisch!
Am Samstag, den 10. Juni trafen wieder Hunderte Gäste in dem kleinen Dorf ein. Tschasartet / Császártöltés liegt im Komitat Bács-Kiskun, nordöstlich von Baje / Baja. Ein Teil der Bevölkerung pflegt die ehemaligen ungarndeutschen Traditionen noch immer.
Wie sich die Bürgermeisterin Judit Stalter in ihrer Eröffnungsrede an die ersten Impulse erinnerte: „Uns wurde klar, dass Traditionen nicht nur in der Sprache und den alten Gewändern weiterleben. Man redet zwar ungarisch und trägt Jeans, aber im Herzen bleibt man den Wurzeln treu.
Wo?
Zum Beispiel in der Küche! Es war für uns wirklich eine Überraschung, als sich herausstellte, viele örtlichen Speisen werden von Familie zu Familie unterschiedlich zubereitet. Und dabei schauten wir auf die anderen Siedlungen noch gar nicht hin!“ So entstand die Initiative und dieses Fest wurde schon das dritte Mal mit großem Erfolg veranstaltet.
Da wir Anfang Juni schrieben, kam der Wein vom Maibaum, der vom Platz herbeigebracht und jetzt ausgetanzt wurde. Alle Besucher erhielten ihr Glas mit dem lokalen Wein und nach der Festrede vom Parlamentsabgeordneten Gábor Bányai trank man es leer. Dann begaben sich die Leute zu den Kochzelten der 15 Mannschaften.
Nur einige Gerichte
als Appetitmacher aus den Köstlichkeiten, von denen man gegen Essengutscheine eine Kostprobe erhielt: Schlachtpri von den Hartauer Feuerwehrleuten, Quirzedli von Almasch / Bácsalmás, Hozáletschka a‘ la Kochbuch von Tschasartet — zubereitet von der Kiskunhalaser Kochmannschaft, Palatschinken mit Apfel von Gara, usw. Bei den 4 Weinständen konnte man die Produkte der Kellerreihen des Dorfes bei fachlicher Beratung kennenlernen.
Während die Hungrigen zwischen den Kochzelten bummelten, gab es ein reichhaltiges Kulturprogramm auf der Freilichtbühne. Eine Blaskapelle, Volkstänzer, Ziehharmonikaspieler, Sänger und lustige Kurzinterviews machten die Stimmung heiter — gerade 15 Solisten und Kulturgruppen von nah und fern.
Die Tänzer
von Tschasartet / Császártöltés, Hajós, Wikitsch / Bácsbokod und Nadwar / Nemesnádudvar sind im Komitat Bács-Kiskun überall bekannt. Aber die „Hexerei“, also die tanzenden Omas von Rácalmás bereiteten wirklich lustige Minuten. Und es ist immer herzerwärmend, wenn junge Leute ein Musikinstrument meistern, sei es ein „Herfli“ oder eine Trompete! Wenn der Chorleiter professionell ist, klingen die alten deutschen Lieder ebenfalls professionell, sogar meisterhaft. Das war der Fall bei vielen Chören, ohne auch nur einen einzigen nennen zu müssen!
Kurz und gut: das war ein besonderes Programm! Und hoffentlich treffen wir uns am 08. Juni 2024 auch zum vierten Mal in Tschasartet!
Lajos Káposzta