Gisela von Bayern, Gemahlin des ersten ungarischen Königs
(geb. 985, gest. 1060)
„Ein vielsagender Name” — meinen die Historiker. Es ist die Zeit der Versöhnung zwischen den Ungarn und Westeuropa. Der heidnische ungarische Fürst Géza bekennt sich zum Christentum. Auch sein junger Sohn, Vajk, wird getauft und bekommt den Vornamen Stefan. Von dem Stefan, der als Märtyrer des Christentums in der Ostmark — im heutigen Österreich — sehr verehrt ist und von dem der spätere Stefansdom in Wien seinen Namen erhielt. Der junge ungarische Fürst Stefan wird im Jahre 1000 zum König gekrönt (Papst Sylvester übersandte die Krone mit Einverständnis des deutsch-römischen Kaisers Otto III.). Er bekommt die Tochter des bayerischen Herzogs Heinrich zur Gemahlin. Ihr Name, Gisela, bedeutet eigentlich auf althochdeutsch Frau, die den Heiden als Geisel gegeben wurde. Wenn man den Chroniken glauben darf, hat sie für die Christianisierung der Ungarn viel getan. In ihrem Gefolge befanden sich zahlreiche Ritter, Priester und Mönche. Sie waren die ersten „Ungarndeutschen”, die aber nicht das Deutsche, sondern in erster Linie das Lateinische als (damalige) offizielle europäische Sprache einführten. In Stefans I. Gesetzen ist zu lesen: „Alle zehn Dörfer sind verpflichtet, eine Kirche zu bauen”.
„Gisela Regina und Stephanus Rex” — ihre Darstellung auf dem Krönungsmantel und und der Burg von Veszprém, wo sie lebte und wahrscheinlich das Messegewand mit den Nonnen nähte..
Die Ehe währte lange, Stefan I. lebte bis 1038. Die Königin gebar ihm mehrere Kinder, von denen aber kein Sohn das Erwachsenenalter erreichte. Ihre Residenz befand sich in der transdanubischen Stadt Veszprém. Dort ließ sie ein Messegewand nähen — hat sie selbst mitgearbeitet? — auf dem sowohl sie, mit einem Kirchenabbild, als auch ihr Gemahl, mit Königslanze und Reichsapfel, abgebildet wurden. Dieses Messegewand wurde zwei knappe Jahrhunderte später zum Krönungsmantel umgestaltet und gehörte 800 Jahre lang zu den ungarischen Krönungsinsignien. Dieses schön restaurierte Kleidungsstück ist heute im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest zu besichtigen.
Gisela verließ das Land 1045. Sie lebte noch 15 Jahre in Passau als Äbtissin in einem Nonnenkloster. Obwohl sie in Ungarn immer verehrt war, wurde sie erst im 20. Jahrhundert, vor dem 2. Weltkrieg, seelig gesprochen.
Lajos Káposzta – Eva-Marie Meissner
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