Soldatenfriedhof in Wudersch / Budaörs

Es ist vor 76 Jahren geschehen

Zigtausende deutsche und ungarische Soldaten bzw. Zivilisten sind mit ihrer letzten Kraft aus der zerstörten Hauptstadt ausgebrochen, um in Richtung Westen die deutsche Kampflinie zu erreichen. Der Druck der russischen Truppen war riesengroß, Munition und Lebensmittel gingen fast völlig aus. Die Stadt war Budapest, das Datum der 11. Februar 1945. Nur etwa 700 Menschen haben das Massaker überlebt und erreichten die Front. Hier schlossen sie sich den deutschen Truppen an.

Was erinnert uns an dieses Ereignis und die Kämpfe des zweiten Weltkriegs in diesem Landstrich? In erster Linie Friedhöfe und Denkmäler. Ein gepflegter Soldatenfriedhof befindet sich westlich von Budapest, in Budaörs.

In den Jahren 1944/1945 ließen etwa 54.000 Deutsche auf dem Gebiet des heutigen Ungarn ihr Leben. Die letzte Ruhestätte von etwa 35.000 von ihnen ist inzwischen bekannt. Allein auf dem Sammelfriedhof in Budaörs liegen knapp über 14.000 deutsche und 567 ungarische Soldaten bzw. Kriegstote. Der am 19. Oktober 2002 eingeweihte Friedhof entstand auf Initiative des Volksbundes „Deutsche Kriegsgräberfürsorge“. Das etwa sechs Hektar große Grundstück wurde vom ungarischen Staat zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung für den Ort fiel unter anderem wegen seiner guten Erreichbarkeit, in erster Linie für Gäste aus Westeuropa. Erfreulicherweise suchen den Ort immer mehr Ungarn, Touristengruppen und Schulklassen auf.

Als der Volksbund mit der Unterzeichnung des offiziellen Kriegsgräberabkommens mit Ungarn am 16. November 1993 seine Arbeit aufnehmen konnte, galt es zunächst, die an weit über 1.000 Plätzen ruhenden deutschen Soldaten zu exhumieren und auf wenigen, speziell eingerichteten Friedhöfen erneut zu bestatten. In der Folgezeit entstanden Jahr für Jahr neue Soldatenfriedhöfe mit den typischen, rasterartig angelegten Reihen steinerner Kreuze.

Während der Errichtung des modernen Friedhofs musste man mehrere Faktoren bedenken. Das Material der Gedenktafeln und Inschriften musste unbedingt strapazierfähig sein, denn Familienangehörige und andere Besucher wollen sich auch Jahrzehnte später zwischen den Parzellen und Gräbern orientieren, die Inschriften lesen.

Um übereifrigen Gutmenschen keine Angriffsfläche zu bieten, aber auch um keine „falschen Freunde“ anzulocken, ist man beispielsweise inzwischen ungarnweit bei gefallenen Soldaten der Waffen-SS dazu übergegangen, auf deren Grabstein entweder den Dienstgrad komplett wegzulassen oder nur die jeweilige Entsprechung der Wehrmacht zu verwenden. Zwei von Veteranenverbänden gestiftete Gedenksteine für Angehörige der Waffen-SS mussten auf Druck aus Budaörs entfernt werden und stehen heute auf zwei kleineren Friedhöfen in Ungarn.

Eine Unterscheidung wäre in Ungarn auch nur schwer zu realisieren, da SS-Einheiten auf dem Gebiet des heutigen Ungarn – Seite an Seite mit Wehrmachtsverbänden – deutlich massiver und flächendeckender eingesetzt waren als auf anderen Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkriegs.

Der Historiker Krisztián Ungváry schätzt, dass von den 1944/45 hier kämpfenden etwa 800.000 deutschen Soldaten, etwa ein Viertel Angehörige der Waffen-SS waren. Da die Todesrate bei ihnen deutlich über der bei ihren Wehrmachtskameraden lag, kann man also davon ausgehen, dass auf den heutigen deutschen Friedhöfen in Ungarn im Schnitt in jedem dritten bzw. vierten Grab ein SS-Soldat ruht.

                                                                                   Lajos Káposzta – Eva-Marie Meißner

Militärfriedhöfe und Journalistik