Als vor rund zwei Monaten zum ersten Mal über das Virus berichtet wurde, konnte niemand ahnen, welches Ausmaß es anrichten wird. Auch ich gab der ganzen Sache nur wenig Bedeutung, war ja sehr weit weg.
Und nun steht die Welt auf einmal still.
Wir bleiben zu Hause und ermahnen jeden, der es nicht tut. Was vorher alltäglich und selbstverständlich war, wird auf einmal zu einem kostbaren Gut. Langsam kapieren wir, was wir in unserem egoistischen Dasein, alles hätten besser machen müssen.
Ich will nicht über uns Senioren diskutieren, für uns ist die Lage zwar schwierig zu akzeptieren. Aber wir Alten sind in den sozialen Medien ähnlich präsent wie die Helden des Alltags.
Doch wer sind diese Helden….. Pflegefachkräfte, Landwirte, LKW-Fahrer, Teilzeitkräfte im Handel und Dutzende andere Berufsgruppen.
Überlegt euch alle mal, wie wir noch vor zwei Monaten zu diesen Berufsgruppen gestanden haben. Fangen wir bei der Pflege an. Zu hohe Kosten, zu viel Personal, zu viele Standorte. Wir strichen Stellen, entlohnen eine verantwortungsvolle Arbeit zu niedrig und schlossen laufend Spitäler. Doch wie war das genau, als die Pflegenden über ihre schlechte Bezahlung klagten. Bis im Jahr 2030 werden laut Prognosen mehrere Tausend Pflegefachkräfte fehlen. Ein Zustand, der nun schon 2020, in der jetzigen Zeit zu extremen Notständen führt. Jetzt zu den Bauern. Sie verpesten die Luft, vergiften das Trinkwasser und beziehen zu hohe Subventionen. Plötzlich aber erkennt der größte Teil der Bevölkerung, dass er zwar auf vieles verzichten kann, nicht aber auf sein tägliches Brot. Die Brummifahrer mussten sich anhören, dass sie mit ihren Dreckschleudern nur die Umwelt verpesten und die Autobahnen verstopfen. Doch alle diese Frauen und Männer leisten mit ihrer täglichen Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung unserer Versorgung. Trotzdem werden sie, nach wie vor, auf der Straße mit unfairen Handzeichen begrüßt. Dass der LKW aber gerade Milch, Eier oder Gemüse vom Landwirtschaftsbetrieb aus der Region abgeholt hat oder jede Woche dreimal über den Brenner oder durch den Gotthard fahren muss, wird vergessen.
Ach ja, da sind auch noch die Kassenmädchen und Jungs. Wie oft mussten sie sich blöde Sprüche anhören. Sie säßen bloß hinter ihrem Kassenband und seien nicht fähig, Zwei und Zwei zusammen zu zählen. Oder als es fürs Gymnasium nicht ganz reichte, der flotte Spruch „ Du kannst ja die Regale im Handel auffüllen“. Und nun werden wir Kunden nur noch tröpfchenweise ins Innere des Verkaufsraums gelassen. Die Regale sind teilweise leer, die beschriebenen Mitarbeiter arbeiten aber unermüdlich. Sie bleiben freundlich und kompetent, trotz der Angst und Gefahr, sich zu infizieren. Das sind nun, nur gerade mal einige Beispiele von den ungezählten Arbeitenden der untersten Lohngruppen. Es wären noch so viele Andere zu erwähnen. Ich möchte all diesen, für mich die wirklichen großen Helden, danken. Bleibt alle gesund und verzeiht mir meine Dummheit, blind gewesen zu sein. Bleibt stark und haltet durch! Gruß vom Altbauer Hermann aus der Puszta, der auch erst jetzt, zu verstehen beginnt.
Autor: Pámonostoriherman