Auszeichnungen für Ungarndeutsche Mitte Januar

Die Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum

ist die höchste ungarndeutsche Auszeichnung, die von der Landesselbstverwaltung 1995 gegründet, und 1997 in der ersten Landesgala das erste Mal verliehen wurde. Die Auszeichnung kann jedes Jahr Ungarndeutschen, anderen ungarischen Staatsbürgern, sowie Ausländern verliehen werden, die im Interesse der Volksgruppe Hervorragendes geleistet haben und durch ihre Tätigkeit zur Bewahrung der Sprache, des materiellen und geistigen Kulturerbes, sowie der historischen Tradition des hiesigen Deutschtums beigetragen haben. Die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen entscheidet aufgrund der im Voraus eingereichten Vorschläge über die Vergabe von jährlich drei Auszeichnungen.

Die Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum wurde im Jahr 2021 auf Vorschlag der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung ihres Wohnortes Gran an

Dr. Katalin Árkossy

verliehen. In der ungarndeutschen Gemeinde Sanktiwan war die Familie Osztheimer, aus der Dr. Katalin Árkossy stammt, beheimatet. Nach ihrem Studium der Germanistik und des Faches „ungarische Sprache und Literatur“ an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest beschäftigte sich Dr. Árkossy sowohl in ihrer Diplomarbeit als auch in der Doktorarbeit mit Sprache und Gesellschaft des ungarndeutschen Bergmannsdorfes, aus dem sie kommt: damit, wie Brauchtum und Kulturgut der Ungarndeutschen trotz erzwungener Assimilationsversuche bewahrt werden können. Ihre Forschungen behandeln unter anderem auch die Möglichkeiten der Kulturtradierung und der Erneuerung kultureller Identität durch das Kennenlernen der Kultur im Dialekt.

       Während ihrer Tätigkeit am Germanistischen Institut der Eötvös-Loránd-Universität Budapest leitete sie jahrelang den Lehrstuhl für Fachdidaktik. Nach der Gründung des Ungarndeutschen Forschungs- und Lehrerbildungszentrums durch Prof. Dr. Karl Manherz im Jahre 1994 übernahm sie die Aufgabe der Organisation und Koordination ungarndeutscher und zweisprachiger Lehrerfortbildungen und postgradualer Ausbildungen, beteiligte sich an der Gestaltung des neuen Bildungskonzeptes und des Leitbildes für das ungarndeutsche Bildungswesen, redigierte eine ungarndeutsche pädagogische Fachzeitschrift, etablierte ein postgraduales Studiums für Lehrplanentwicklungen und Zertifikat für Sprache und Literatur der Ungarndeutschen, organisierte einen Zusatzstudiengang für den deutschsprachigen Fachunterricht und zahlreiche Projekte mit deutschen Nationalitätenschulen sowie mit der Universität Eichstätt. Frau Dr. Árkossy ist seit 2006 Abgeordnete der Ungarndeutschen Selbstverwaltung in Gran.

Im Jahre 2021 bekam auf die Initiative der Deutschen Selbstverwaltung Kier, auf Vorschlag der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltungen der Tolnau und Raab-Wieselburg-Ödenburg auch

Agnes Szauer

die „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum“. Die Wurzeln binden sie an Kier im Komitat Tolnau. Nach dem Abitur studierte sie in an der Hochschule in Fünfkirchen, wo sie ihr Diplom als Lehrerin für Russisch und Deutsch erwarb. Später absolvierte sie an der ELTE einen Studiengang für deutsche Sprache und Literatur. Kindheitserlebnisse und die deutsche Muttersprache, die sie von ihrer Mutter erlernt hatte, bestimmten ihren ganzen Lebensweg: Zu Hause gelernte ungarndeutsche Lieder, Tänze und Geschichten bildeten eine feste Basis für ihre vielseitige Tätigkeit.

       15 Jahre lang unterrichtete sie werdende deutsche Nationalitätenkindergärtnerinnen an der Hochschule von Ödenburg, leitete neue Methoden in der Nationalitätenkindergartenpädagogik ein. An der Apor-Vilmos-Hochschule in Waitzen bildete sie angehende Deutschlehrerinnen und -lehrer aus. Auch zurzeit nimmt sie an der Ausbildung ungarndeutscher Kindergarten- und Grundschulpädagogen an der Eötvös-Loránd-Universität teil.

       Etwa 15 Jahre verbrachte sie als Hauptabteilungsleiterin des Amtes für Nationale und Ethnische Minderheiten.

     Sie lebt in Budapest, aber in ihrem Heimatort Kier war und ist sie Stifterin und Organisatorin zahlreicher ungarndeutscher Veranstaltungen. Die Verwirklichung vieler Initiativen – so die Gründung einer Stiftung, Teilnahme an der Etablierung eines Nationalitätenlehrstuhls, das Erscheinen zahlreicher Bücher über Geschichte, Kultur und Küche ihres Heimatdorfes, sowie ethnographische Aktivitäten, Ausstellungen – sind ihr zu verdanken. Sie hielt zahlreiche Vorträge an diversen Konferenzen und Universitäten in ungarndeutschen Themen.

Maria Wolfart

haben auf die Initiative der Deutschen Selbstverwaltung des 13. Bezirks von Budapest die Hauptstädtische Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung für die Auszeichnung „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum“ vorgeschlagen.

       Die aus Bawaz, aus der Familie Stang stammende Mittelschullehrerin für Deutsch und Ungarisch unterrichtete an den deutschen Nationalitätengymnasien in Budapest, Fünfkirchen und auch in Werischwar. Talentförderung war für sie immer wichtig, und sie vermittelte während ihrer ganzen pädagogischen Laufbahn nicht nur fundierte Kenntnisse, sondern durch eigenes Engagement und Lebensführung auch Haltung, Werte, Einstellung. Auch dem ist es zu verdanken, dass viele von ihren ehemaligen Schülerinnen und Schülern aktive Mitgestalter der ungarndeutschen Szene sind.

       Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Germanistischen Institutes der Eötvös-Loránd-Universität Budapest arbeitete sie unter anderem am ungarndeutschen Sprachatlas und befasste sich mit Sprachgeschichte und Dialektologie.

       Auf drei Ebenen gestaltete sie zehn Jahre lang – und gestaltet zum Teil bis heute – die deutsche Nationalitätenpolitik mit: in der Selbstverwaltung ihres Wohnbezirkes, des 13. Bezirkes der Hauptstadt, in der der Stadt Budapest, und auch in der Vollversammlung und im Bildungsausschuss der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen arbeitete sie jahrelang mit. Seit seiner Gründung 2019 ist sie Vorsitzende des Otto-Heinek-Legats.

       Seit den 1970er Jahren nahm sie an der Übersetzung von Lehrwerken ins Deutsche für die ungarndeutschen Gymnasien teil. Nach der Einführung der zweistufigen Matura wirkte sie an der Ausarbeitung der Anforderungen und Vorgaben für das Fach Volkskunde mit und beteiligte sich auch an der inhaltlichen und fachlich-pädagogischen Gestaltung der mittelfristigen Bildungsstrategie der LdU („Wurzeln und Flügel“). Sie ist als Jurymitglied bei Rezitationswettbewerben ständig präsent.

       Zahlreiche Publikationen tragen ihren Namen. Eine ganz besondere Bedeutung mit persönlichem Bezug hat für sie die Monographie „In Memoriam Valeria Koch, die es hätte geben können“ (2019).

       Maria Wolfart spendet die mit der Auszeichnung verbundene Geldprämie ihrem Herkunftsort Bawaz für die Restaurierung und Renovierung der Orgel der örtlichen katholischen Kirche.

Quelle: Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen

Filmaufnahme der Interviews mit den Ausgezeichneten